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GML

1. Workshop "Grundfragen multimedialer Lehre"

Termin: 10.-11.03.2003

DdI

Hauptvortrag

Didaktische Empfehlungen für das Lernen mit Informatiksystemen

Sigrid Schubert

Didaktik der Informatik und E-Learning
Universität Siegen
schubert@die.et-inf.uni-siegen.de

Das Lernen in der Wissensgesellschaft erfordert die Ausgestaltung neuer Lernarrangements. 
Idealvorstellungen von vernetzten Datenbeständen, die über Lernplattformen für Exploration, Kommunikation und Kooperation zeit- und ortsunabhängig eingesetzt werden, stoßen in der Realität auf ganz handfeste Probleme. Die multimediale1 Präsentation von Bildungsgegenständen über Rechnernetze wird oft schon als didaktischer Mehrwert beschrieben, obwohl deren Funktion und Akzeptanz im Lernprozess nicht geklärt wurde. Multimediale Lehre, "E-Learning" und Wissensmanagement setzen spezielle Informatiksysteme voraus, welche die Konstruktion, die Bewertung und den Transfer von Wissen durch Einzelpersonen und Personengruppen fördern. Da Informatiksysteme, Einheit von Hard- und Software, für jeden Lernenden immer leichter erreichbar sind, liegt es nahe zu untersuchen, welche Anwendungsmöglichkeiten den Lernprozess besonders gut unterstützen. Die Didaktik der Informatik besitzt eine ausgezeichnete Position unter allen Fachgebieten, da sie Informatiksysteme, zu denen auch die multimedialen Bausteine gehören, als Gegenstand und Mittel (Medium) der Bildung erforscht. Sie kann also wie keine andere Disziplin übertragbare Forschungsergebnisse für informatikbasierte Lehr-Lern-Prozesse entwickeln und bereitstellen. 

Zur Eingrenzung des Themas geht dieser Beitrag auf Lerngruppen ein, die einen zertifizierten Bildungsabschluss erwerben wollen, und dazu Präsenzlehrveranstaltungen einer Bildungsinstitution besuchen. Empirische Studien zu Erfahrung, Erwartung und Akzeptanz der Lernenden bei "E-Learning“-Angeboten werden vorgestellt. Ergänzt werden diese Erkundungen mit aktuellen Ergebnissen der Genderforschung zu Informatikanwendungen und Informatiklernprozessen. Als Beispiel dient das BMBF-Verbundprojekt "Simba - Schlüsselkonzepte der Informatik in verteilten multimedialen Bausteinen unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Lerninteressen von Frauen"2, in dem mit folgender Aufgabenteilung multimediale Lehre realisiert wird:

  • Profunde Algorithmen (Volker Claus, Stuttgart),
  • Computerbilder (Gitta Domik, Paderborn),
  • Kommunikationsergonomie (Reinhard Keil-Slawik, Paderborn),
  • Didaktik der Informatik (Johannes Magenheim, Paderborn),
  • Rechnerarchitektur - Visualisierung (Peter Marwedel, Dortmund),
  • Wissensmanagement im Intranet für Lehrende und Studierende (Sigrid Schubert, Siegen),
  • Künstliche Sprachen als universeller Zugang zu Schlüsselkonzepten der Informatik (Andreas Schwill, Potsdam).
Das Schlagwort "Blended Learning" steht für die Verbindung der traditionellen Lehr-Lern-Szenarien mit Elementen des "E-Learning". 
Solche hybriden Lernarrangements erwiesen sich als besonders erfolgversprechend. Informatiksysteme können Lernerzentrierung, authentische und komplexe Anwendungssituationen, Perspektiven- und Rollenwechsel fördern, wenn sie nicht mit falschen Sozialformen oder Handlungsmustern verknüpft werden. Auf die richtige Einbettung der Systeme in den Lernprozess kommt es an. Übertragbare Erfahrungen zu Betreuungskonzepten und Explorationsmodulen werden am Beispiel von Informatiklernprozessen diskutiert. 

Der Entwicklungsaufwand multimedialer Lernmaterialien liegt deutlich über dem Vorbereitungsaufwand der traditionellen Lehre und ersetzt diesen auch nicht. Deshalb kann Kostenreduktion im Bildungsbereich nicht die Zielstellung sein. Das Gleiche gilt für den Betreuungsaufwand, der proportional zur Aktivität der Lernenden steigt, somit höher bewertet werden muß. Eine realistische Einschätzung geht davon aus, daß es sich künftig kein Bildungsanbieter leisten kann, auf die komfortablen Informatiksysteme als besonderen Service für seine Zielgruppen zu verzichten. Die höheren Kosten werden also durch menschenfreundliche Lernarrangements und steigendes Prestige der Bildungseinrichtung aufgewogen. 

1) Multimedia umfasst Video, Audio, Abbildungen und Texte, wird aber oft fälschlicherweise zur Bezeichnung für jedes digitale Dokument verwendet.
2) Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms "Neue Medien in der Bildung: Programmteil 3 - Neue Medien in der Hochschullehre" gefördert.
 

Benutzer: Gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: