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Inhalte der Schulinformatik
Marco Thomas
Universität Potsdam
Diese Seite soll als Anregung zur Entwicklung und Diskussion
eines längerfristig gültigen Rahmenplans für das
Schulfach Informatik an allgemeinbildenden Schulen dienen. Beiträge
sind ausdrücklich erwünscht. Bei Interesse an einer ausführlicheren
Mitarbeit, kann ein Account
für dieses Forum eingerichtet werden.
Die wissenschaftstheoretische Einordnung der Informatik ist zur Zeit noch
umstritten. Gesichert erscheint, dass die Informatik eine Wissenschaft
ist, die alle Prozesse und damit verbundenen Methoden zum Gegenstand hat,
in denen Informationen systematisch, automatisiert mit Hilfe von
Computern, verarbeitet werden. Die betrachteten Prozesse können aus
der Natur, der Gesellschaft oder von künstlichen Systemen stammen.
Aho und Ullman bezeichnen die Informatik recht treffend als "die Wissenschaft
der Abstraktion - das richtige Modell für ein Problem zu entwerfen
und die angemessene mechanisierbare Technik zu ersinnen." Somit durchdringt
die Wissenschaft Informatik als grundlegende Strukturwissenschaft nahezu
alle Wissenschaftsdisziplinen.
Die Inhalte der Schulinformatik sind zum einen an den spezifischen Konzepten,
Denkweisen und Methoden (fundamentalen Ideen) der Fachwissenschaft
Informatik auszurichten, da nur von diesen Ideen längerfristige Gültigkeit
zu erwarten ist. Zum anderen müssen Themen und Gegenstände eine
Beziehung zwischen Informatik und dem Lebensbereich der Lernenden deutlich
erkennen lassen, so dass Interesse, Aktivität und damit Lernerfolg
bei den Lernenden erzielt werden kann, und die Schulinformatik dem Anspruch
an ein allgemeinbildendes Fach gerecht wird.
Inhalt:
Lernbereiche bilden den Lerninhalten
übergeordnete Beschreibungen. Bisher erfolgte z. B. eine Gliederung
der (Schul-)Informatik in:
-
Algorithmik, Daten/Datenstrukturen, Hard-/Softwaresysteme, Realisierung/Probleme/Auswirkungen
der praktischen Informatik (Richtlinien NW)
-
Information und Algorithmik, Computer und Programmiersprachen, Alg. Problemlösen,
Techn./Theor./gesellschaftliche Aspekte der Informationsverarbeitung (Rahmenplan
Brandenburg)
-
Algorithmisierung, strukturierte Zerlegung, Sprache (Schwill)
-
Technische, praktische, theoretische und angewandte Informatik (Rechenberg)
-
Datenmodelle, Datenstrukturen, Algorithmen (Aho/Ullman)
Ein Lernbereich muss längerfristig Gültigkeit behalten, eine
möglichst zu anderen Lernbereichen disjunkte Menge umfassen und längerfristig
Bedeutung für den (zukünftigen) Lebensbereich der Schüler
besitzen.
Als Lernbereiche für die Schulinformatik erscheinen daher die folgenden
Beschreibungen mit den zugeordneten Begriffen geeignet:
-
Strukturierungs- und Modellierungstechniken
-
Modularisierung
-
Hierarchisierung
-
Entwurfsparadigmen
-
Prozeß der Modellbildung
-
Orthogonalisierung?
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Analysetechniken?
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Datenmodelle der Abstraktion
-
Bäume
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Listen
-
Mengen
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Relationen
-
Graphen
-
Automaten
-
Algorithmik
-
Programmierkonzepte
-
Standardalgorithmen
-
Weitere Algorithmen
-
Verifikation
-
Komplexität
-
Information und Sprache
-
Informationsbegriff und -systeme
-
Kommunikationsbegriff und -systeme
-
Sprachen - Syntax und Semantik
-
Aussagen- und Prädikatenlogik
-
Muster
Anmerkung: Der Bezug informatischer Methoden und Arbeitsweisen
zu ihren Auswirkungen auf Bereiche der sozio-kulturellen Umgebung wird
interdependent innerhalb der obigen Lernbereiche hergestellt und erfordert
daher keinen eigenen Lernbereich.
Für die einzelnen Jahrgangsstufen
werden die folgenden Halbjahresinhalte vorgeschlagen:
-
Primarstufe (Klasse 1-6, fächerintegriert, Schwerpunkt Sachkunde)
-
Nutzung des Computers als Werkzeug
Informatische Aspekte werden fächerintegriert - insbesondere im
Fach Sachkunde - bei der Nutzung des Computers als Medium und Werkzeug
behandelt.
-
Mittelstufe (Klasse 7 - 10, 4 Halbjahre mit je 2 Wochenstunden,
Pflichtveranstaltung)
-
Analyse von Software
Mittels Analysetechniken werden Softwareprodukte untersucht und Bewertungskriterien
aufgestellt. Exemplarische Charakteristika von Strategiespielen werden
unter Verwendung fundamentaler Ideen der Informatik im Modell nachvollzogen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die in den Softwareprodukten verwendete
Sprache bei der Kommunikation mit dem Benutzer.
-
Problematisierung von Informations- und Kommunikationstechniken
Prinzipien, Strukturierungs- und Modellierungstechniken der digitalen
Informations- und Kommunikationsverarbeitung, Kodierungstechniken
und Probleme des Datenschutzes werden vor allem bzgl. der bereits
in der IKG verwendeten Hard- und Software behandelt.
-
Visuelle Programmierung und Softwareentwicklung.
Für die in der IKG verwendeten Anwendungsprogramme (Officepaket)
werden Makroprogramme (visuell) entworfen und analysiert, so dass vor allem
Programmierkonzepte der Algorithmisierung behandelt werden. Die Kenntnisse
werden übertragen auf die Programmierung (LOGO), wobei weitere Aspekte
der Algorithmisierung sowie der Softwareentwicklungsprozess thematisiert
werden.
-
Modellbildung und Simulation
Anhand des Modellbildungsprozesses werden Aspekte der strukturierten
Zerlegung behandelt, die dynamische Vernetzung von Systemen bewusst gemacht
und die fachübergreifende Bedeutung der informatischen Modellbildung
hervorgehoben.
-
Oberstufe (Jgst. 11-13)
-
Einführung in grundlegende Methoden und Denkweisen der Informatik
(11.1)
Dieser Kurs soll ein allen Schülern gemeinsames Ausgangsniveau
legen und den Schülern Einblicke in alle (für die Oberstufe relevanten)
Bereiche der Informatik gewähren.
-
Datenmodelle und Konzepte der Abstraktion (11.2)
Zu exemplarischen Problemen werden von den Schülern Abstraktionen
(Datenmodelle) entwickelt, Verfahren zur Manipulation dieser Modelle (Algorithmen)
konstruiert und mit Hilfe von Programmiersprachen Lösungen ermittelt.
In diesem Kurs werden schwerpunktmäßig grundlegende Datenmodelle,
Algorithmen und Methoden der Informatik behandelt. Datenstrukturen einer
Programmiersprache werden erlernt.
-
Wissenstechnik (12)
Die Wissenstechnik umfasst die Informatik-Teilgebiete "Datenbanksysteme",
"Informationssysteme", "objektorientierte Programmierung", "Expertensysteme"
und "Hypermedia". Interdisziplinär werden wissenstechnische
Systeme im Rahmen des Bemühens um Effizienz, Risikoarmut und Verantwortbarkeit
behandelt. Die Betonung liegt bei den Modellierungstechniken der Informatik.
-
Kerninformatik (12)
In diesem Kurs werden Gegenstände der technischen, theoretischen
und praktischen Informatik problematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf den
Konzepten der praktischen Informatik zu Betriebssystemen, Rechnerorganisation
und -architektur sowie Übersetzerbau. Grundlagenfragen aus der Theoretischen
Informatik werden zur Beurteilung von Möglichkeiten und Grenzen der
informatischen Technik herangezogen.
-
Wahlinhalte (13)
Wahlinhalte zu den folgenden Gegenständen sollen auf den erworbenen
Kenntnissen und Fähigkeiten aufbauen, müssen aber in sich abgeschlossene
Gebiete darstellen. Sie sind so auszuwählen, dass eine möglichst
variationsreiche Ausbildung der Schüler erfolgt.
-
Objektorientierte Programmierung
-
Ereignisgesteuerte Programmierung
-
Neuronale Netze
-
Mikroprozessoren
-
Rechnerarchitektur
-
Computergrafik
-
Informatik und Gesellschaft
-
Künstliche Intelligenz
-
Informatik und Umweltschutz
-
Geschichte der Informatik
-
Spezifische Anwendungen der Informatik
-
Prozesssteuerung
-
Mustersuche- und Verarbeitung
-
Simulation und Modellbildung
Die zu den jeweiligen Halbjahresinhalten
bedeutsam erscheinenden Lerninhalte werden nun auf drei Beschreibungsebenen
zusammengestellt; den Lernbereichen, einer Auswahl von Themen und einer
Auswahl von Gegenständen, wobei Themen und Gegenstände aus der
(zukünftigen) Lebenswelt der Schüler entnommen werden und die
charakteristische Arbeitsweise des Informatikers im Team berücksichtigt
wird. Ergänzend wird auf mögliche Unterrichtssequenzen in der
(elektronischen) Literatur verwiesen.
Literatur:
Koller, D.: Simulation dynamischer Vorgänge, Klett
Baues, J.: Informatik erleben - Teil 2, Dümmler
2. Examensarbeit
Einführung in grundlegende Methoden und Denkweisen der Informatik
(Jgst. 11.1)
Lerninhalt |
Gegenstände |
Lernbereich |
Mögliche Themen |
Unterrichtssequenzen |
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Allgemeine Literatur:
-
Aho, Ullman: Informatik - Datenstrukturen und Konzepte der Abstraktion
-
Schwill, A.: Didaktik der Informatik
-
Vorläufiger Rahmenplan des Landes Brandenburg Informatik
-
Richtlinien für die gymnasiale Oberstufe in NordrheinßWetfalen
Informatik
-
Rechenberg, P: Was ist Informatik?
-
Schneider, H.-J.: Lexikon der Informatik und Datenverarbeitung
-
Hubwieser, P.: Der informationszentrierte Ansatz, Uni München
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Benutzer: Gast
Besitzer: mthomas Zuletzt geändert am:
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