Suche Home Einstellungen Anmelden Hilfe  

Thomas Seidel

Didaktische Hinweise zum Computereinsatz

Der Wunsch, Computer in den Unterricht miteinzubeziehen, ist bei vielen Lehrern gegeben. Unterricht wird dadurch lebendiger und spannender werden. Der Lernerfolg kann größer sein, unter anderem durch die stark gesteigerte Motivation der Schüler. Wichtig erscheint aber ein Medienkanon für den Lehr-Lernprozeß zu sein. So wird auch der Computer nur als ein Medium unter vielen verstanden.

Entscheidende und zentrale Figur des Unterrichts ist und bleibt der Lehrer, der aufgrund seiner Vorerfahrungen und seiner Persönlichkeit den Unterricht führt.

Jeder Lehrer sollte Medien so einsetzen, wie es zu seinem Stil paßt. Um nun didaktische Hinweise zum Computereinsatz im Unterricht geben zu können, sind nachfolgend verschiedene Organisationsformen aufgeführt. Es werden dann für diese speziellen Situationen angemessen erscheinende Tips und Ideen entwickelt.

Im Unterricht im Klassenraum gibt es nur 4 Organisationsformen:

  • Frontal organisierter Unterricht
  • Kleingruppenarbeit
  • Partnerarbeit und
  • Frei- oder Einzelarbeit.
  • Diesen Organisationsformen entsprechend werden 3 Konzepte zum Computereinsatz vorgestellt:
  • Frontal organisierter Unterricht und Computereinsatz
  • Individuelle Lernsituationen, Einzelarbeit und Computereinsatz (auch als Partnerarbeit)
  • Projektunterricht mit Kleingruppenarbeit

  • Computer unterstützen die Kleingruppenarbeit
    1. Frontal organisierter Unterricht und Computereinsatz

    Ca. 80% des Unterrichts werden als Frontalunterricht gegeben. Das ist der Punkt, den viele Erziehungswissenschaftler stark kritisieren. Ihren Gründen, wie fehlender Individualisierung des Unterrichts und der alten Weisheit, daß man Wissen nicht 1:1 vom Lehrer auf die Schüler übertragen kann, stehen bei ca. 30 Schülern pro Klasse meist organisatorische und disziplinarische Gründe entgegen. Der Praxis-Theorie-Streit ist in vollem Gange. Doch selbst Hilbert Meyer, derzeit einer der anerkanntesten Pädagogen mit starkem Praxisbezug und Vertreter reformerischer Ideen, geht davon aus, daß eine Säule des Unterrichts „ein straff organisierter und anspruchsvoller lehrgangsgemäßer Unterricht ist, der ruhig über weite Strecken als Frontalunterricht ablaufen kann. Hier wird im wesentlichen das systematische Wissen der traditionellen Hauptfächer vermittelt. Dazu gibt es feste Lerngruppen, in der Regel also den Klassenverband." „Frontalunterricht ist nicht zwangsläufig etwas schlechtes, so wie Gruppenunterricht oder Projektarbeit nicht zwangsläufig und für jede Unterrichtssituation gut sind. Aber wenn schon, dann mit didaktisch-methodischer Phantasie." (Meyer, 1989, S. 426). Ja, didaktisch-methodische Phantasie!

    Es sind beim frontal organisierten Unterricht zwei sehr wichtige Punkte hervorzuheben.
     

    1.1 Didaktisch auf den „Kern" fokussiert
    Der Lehrer hat beim frontal organisierten Unterricht die Möglichkeit, für ihn Wichtiges hervorzuheben, Unwichtiges wegzulassen. Dabei ist es egal, ob er ein neues Thema vorstellt und dabei durch einen Vortrag, als geleitetes oder entwickelndes Unterrichtsgespräch, den Unterricht führt. Didaktisch sinnvoll zu reduzieren, ohne den Schülern die Antworten bereits vorzugeben, ist eines der wichtigsten Merkmale der Professionalität des Lehrens.
     

    1.2 Anschaulichkeit
    Gerade, wenn Schüler nur über wenig Vorwissen in einem Themengebiet verfügen, ist es wichtig, ihnen gewisse Grundlagen gut zu veranschaulichen. Dazu können dienen: Beispiele, „Eselsbrücken" oder klare Definitionen. Besonders hervorheben möchte ich die Beispiele. Sie zeichnen sich gegenüber abstrakten Definitionen dadurch aus, daß sich die Schüler in ihren Köpfen die Beispiele „nachkonstruieren" und sie dadurch länger „behalten" können. Bereits vorhandene Wissensstrukturen können durch Beispiele verbunden und Zusammenhänge verstanden werden.

    Beispiele können sein:

  • Begebenheiten, vom Lehrer erzählt
  • Aufzeichnung von typischen Begebenheiten
  • Abbildungen, Gegenstände
  • Skizzen, Karten
  • Modelle, Präparate

  • mit oder ohne Erklärung durch den Lehrer.
    Die verschiedenen Sinneskanäle (Multimodalität), die dabei angesprochen werden, verstärken den Lernerfolg, entsprechend den Lerntypen der Schüler. Vermutlich am besten ist daher eine Kombination aus visuellen und auditiven Erklärungen. Wir sind damit direkt beim Medieneinsatz. Soll nun der Lehrer Video, Tonband, Karte, Modelle usw. fortlaufend in die Klasse schleppen, teilweise sogar mehrere Medien gleichzeitig?

    Ja, das machen sogar viele Lehrer, für viele gehört eine sorgfältige mediale Vorbereitung zum Alltag. Doch will man stetig die „passenden" Medien bringen, die passenden Filme zeigen, muß man sich diese ausleihen, z.B. bei Institutionen, wie den Bildstellen. Man muß dort hinfahren oder bestellen, den Film ausleihen und nach dem Einsatz wieder zurückbringen. Das ist sehr aufwendig.

    Multimedia ist die Bündelung dieser Medien im Computer. Bild, Ton, Text, Film zu einem Thema laufen kombiniert, parallel aufeinander bezug nehmend im Computer ab. Der Lehrer oder die Schüler haben die Möglichkeit, interaktiv Einfluß auf die Medien zu nehmen. Eigentlich ideal für den Unterricht, ein Medium für alles. Doch wer Computer bereits gesehen hat, weiß, diese Art der Veranschaulichung scheitert, selbst wenn der Computer zuverlässig laufen sollte, spätestens am Bildschirm.

    Die konsequente Weiterentwicklung des OH-Projektors zum OH-Computer schafft hier Abhilfe. Die Schüler können alle die veranschaulichenden Medien sehen. Der Vortragende kann mit einem OH-Computer zu seinen Ausführungen die Veranschaulichungen zeigen oder vorspielen. Anders gewichtet könnte man auch davon sprechen, daß die Bilder und Medien durch den Vortragenden erläutert werden.

    Zur Demonstration eignen sich besonders:

    - Bilder - Schlagworte - Modelle
    - Grafiken - Tabellen - Flußdiagramme
    - Skizzen - Charts
    Karten
    Satellitenfotos - kurze Videosequenzen (ca. 5-10 sec.)
    Simulationen - Tonbeispiele
    Experimente
    Computer sind in der Lage, diese einzelnen Veranschaulichungshilfen zu kombinieren.
    Satellitenfoto mit Deutschlandskizze und einem Modell der Zugrichtung der Wolken, evtl. einer Simulation.
    Bild von Mozart mit Musikbeispiel und wichtigen Daten in Textform.
    Ein Zeitraffer-Film zeigt das Aufgehen einer Tulpe, während vorher die Begriffe den Pflanzenabschnitten zugeordnet und dargestellt wurden.


    wpe1.jpg (42200 Byte)

    Abb. 1: Veranschaulichung durch Satellitenfoto und Zugrichtung der Wolken, gezeigt mit Hilfe des OH-Computers

    Schüler können entweder das für sie geeignete Medium heraussuchen (Selektivität) und so Sachverhalte erlernen, oder die Summe, bzw. die Kombination von Medien (Summativität) bildet eine geeignete Grundlage für die Erstellung einer eigenen Nachbildung der Situation. Welcher Mechanismus von beiden greift, ist in der Wissenschaft ungeklärt. Relativ klar scheint aber zu sein, daß einer von beiden oder beide in Kombination zutreffen.

    Natürlich sollte der Computer nicht alle Medien ersetzen. Kein Computerbild veranschaulicht das Gefieder eines Vogels so gut, wie ein echtes Gefieder, z.B. von einem ausgestopften Vogel aus dem Lehrmittelraum. Aber die Bewegung der Federn beim Auf- und Abschlag des Flügels, das Durchströmen der Luft bzw. das „Abstoßen" des geschlossenen Flügels, läßt sich durch eine multimediale Computeranimation, z.B. Zeitlupenfilm mit Pfeilen und Ton besser veranschaulichen. Einprägsame Modelle sind gefragt.

     
    Erinnern Sie sich noch an das Skelett, welches der Biologielehrer in die Klasse brachte? Bewußt sind mir weniger seine Ausführungen zu den Gelenken, als die Späße, die wir über das und mit dem Skelett gemacht haben, ja sogar einzelne Schüler und deren Witze sind mir noch in Erinnerung geblieben. An die Gelenke erinnere ich mich nur noch wenig, aber an viele, fast alle anderen Biologiestunden gar nicht mehr. Dieses Beispiel macht deutlich, wie stark der Kontext und die Medien den Lernprozeß beeinflussen.
    Geben Sie den Schülern durch Medienvielfalt die Möglichkeit, besser zu lernen. Computerbasierte Systeme, wie der OH-Computer, bieten dazu eine einfache, unkomplizierte und effektive Methode, verschiedene Sinneseindrücke zu geben.

    Untersuchungen zufolge gehen Schüler davon aus, daß das Anwenden der Computertechnik zu den Grundvoraussetzungen in nahezu allen Berufen zählt. Durch den Einsatz von Computern im Unterricht wurden die Schüler in allen von mir beobachteten Fällen stark motiviert. In etwas abgeschwächter Form gilt das für die Medien allgemein. Schüler legen sehr viel Wert auf Umgangsformen, Methoden und Medien. Durch den Einsatz des OH-Computers hat die Motivation der Schüler bereits erheblich zugenommen, bei insgesamt geringer Vorbereitungszeit, geringem organisatorischen Aufwand und hoher Laufsicherheit. Versuchen Sie nicht gleich, einen perfekten, komplett neu gestalteten Unterricht zu organisieren, sondern probieren Sie, das neue Medium und die Möglichkeiten, die es Ihnen bietet, in Ihren Unterricht zu integrieren. Übernehmen Sie nicht einfach Beispiele, z. B. aus diesem Text, sondern entwickeln Sie zu Ihrer Persönlichkeit, zu Ihrem Unterrichtsstil und zu Ihrer Klasse passend, (evtl. auf Grundlage von gegebenen Ideen), eine individuelle Anwendung. Natürlich können Sie kommerzielle Hard- und Software benutzen und Ideen weiterverwenden, aber machen Sie sie „passend" für Ihren Unterricht.
     

    1.3 Technikausstattung -Frontalunterricht

    Ein OH-Computer reicht völlig, um Sachverhalte im Frontalunterricht sehr gut zu veranschaulichen. Er ist leicht zu transportieren und eignet sich durch seine kompakte, robuste Konstruktion sehr gut für den Einsatz im Klassenzimmer. Er bietet durch seine Infrarottastatur dem Lehrer großen Komfort. Laufsicherheit und einfache Bedienung geben dem Lehrer die gewünschte Unterstützung. Es sind nur geringe Computerkenntnisse zur Bedienung nötig.
     
     

    Einzelarbeit und Computereinsatz
    Individuelle Lernsituationen

    Seit langem bewiesen ist, daß das Wissen des Lehrers nicht 1:1 auf den Schüler übertragen werden kann. Der Schüler erstellt eigene Gesetzmäßigkeiten und Regeln, hat eigene Wertesysteme und Vorstellungen von Dingen. Der Schüler lernt am besten, indem er selbst seine Umwelt erfährt, sich selbständig Regeln aufbaut. Im Frontalunterricht hat er nur wenig Gelegenheit dazu.

    Selbständiges Lernen hat sich besonders bewährt, gerade um den Übungsprozeß zu vertiefen und kann in offenen Lernsituationen ausgezeichnet stattfinden. Der Lehrer sollte dann seine unterrichtgestaltene Funktion (zugunsten einer beratenden Rolle) zurücknehmen. Individuelle Lernarrangements sind nunmehr gefragt.

    Häufig wird dieses individuelle Lernarrangement leider nur als ein durch die Schüler individuell zu bearbeitender Arbeitsbogen verstanden. Computer können hier Abhilfe schaffen. Ist erst einmal auf den Unterrichtsstoff passende Software, ein Lernprogramm oder ein Informationssystem (Datenbank, Internet) ausgewählt, kann sich der Schüler selbstgesteuert, interaktiv in dieser Lernumgebung bewegen.
     

    2.1 Lernprogramme vs. Offene Lernumgebung

    Bei Lernprogrammen ist die Selbststeuerung durch den Schüler begrenzt; er wird vom Programm durch den Lernstoff geführt. Hingegen erlauben offene Lernumgebungen als Bildungssoftware oder Informationssysteme (Datenbank/Internet) ein hohes Maß an Selbststeuerung und haben keine didaktisch führende Komponente programmiert. Hoch leistungsmotivierte Schüler erzielen einen größeren Lernerfolg, wenn ihnen ein hohes Maß an Lernsteuerung erlaubt wird, während niedrig leistungsmotivierte Schüler bei Fremdsteuerung bessere Leistungen erzielen. Diese Ergebnisse scheinen sich auch für das Lernen in hypermedialen Lernumgebungen zu bestärken. Ebenso verlangen viele Anfänger nach stärkerer Führung durch das Programm, während Fortgeschrittene eher mehr Freiheiten vom Programm erwarten.

    Ein Beispiel für ein Lernprogramm ist ein Sprachlernprogramm (Lernzweck). In ihm kann ein Lückentext oder eine Vokabelabfrage vorkommen (didaktisches Konzept). Vokabeln oder Grammatik (Lerngegenstand) beziehen sich z. B. auf Lernanfänger (Zielgruppe). Diese Programme sind auf eng begrenzte Einsatzgebiete zugeschnitten. Hier motivieren sie dann selbständig die Schüler. Auf alle möglichen Interaktionen reagiert das Programm in korrekter, vorherbestimmter Art und Weise. Der Lehrer wird nur selten zu dem Lehr-Lernprozeß hinzugezogen. Die folgende Abbildung zeigt ein Lernprogramm mit hoher Fremdsteuerung ? der Schüler kann nur zwischen 1 und 2 wählen.

    wpe1.jpg (36086 Byte)

    Abb. 2: Screenshoot aus dem Lernprogramm English Coach Multimedia von Cornelsensoft

    Für den Einsatz von Lernprogrammen benötigt jedes Kind einen Rechner. Eventuell ist auch noch Partnerarbeit möglich, steht aber der Idee und dem Aufbau der Lernprogramme eher entgegen. Auch sind Situationen denkbar, in denen besonders leistungsschwache oder -starke Schüler neben dem Klassenverband durch Lernprogramme gefördert werden.
    Gerade auch bei leistungsschwachen Schülern wurde durch die andere Herangehensweise ein Motivationsschub und eine starke Leistungsverbesserung beobachtet.

     
    Ein Beispiel: In der vierten Klasse einer Grundschule sind die Leistungsunterschiede bereits erheblich. Im Mathematikunterricht hatte Alexander bereits seit einiger Zeit Schwierigkeiten zu folgen. Vermutlich aufgrund permanent schlechter Leistungen hatte er die Motivation verloren, sich im Mathematikunterricht anzustrengen und verstand nun auch nichts mehr. Soweit war dies kein besonderer Fall und ist allen Lehrerkollegen sicherlich so oder ähnlich geläufig. 

    In der Schule wurde Wochenplanunterricht durchgeführt. Während die Kinder Arbeits- und Übungsbögen bearbeiteten, durfte Alexander mit einem Lernprogramm Mathematik arbeiten. Die Lehrer gaben ihm vor, welche Einheiten er zu lösen hatte. Das Programm zeichnete für den Lehrer ersichtlich Alexanders Leistungen auf. Alexander war hochmotiviert am Computer zu arbeiten. Erstens genoß er das Privileg am einzigen Computer der Klasse arbeiten zu dürfen und zweitens motivierte ihn der visuelle Zugang, die ständige Kontrolle, Ansprache und das Loben des Computerprogramms. Darüber hinaus vergaß er vermutlich, daß es sich um ungeliebte Mathematikaufgaben handelte. Innerhalb von drei Monaten, mit zwei bis drei Stunden wöchentlich am Computer holte Alexander seinen Rückstand im Fach Mathematik auf. Er konnte im allgemeinen Mathematikunterricht besser folgen und erreichte durchschnittlich gute Leistungen. Aufgrund der nunmehr gebildeten Grundlage und nun auch positiver Rückmeldungen der Lehrer war ihm der Mathematikunterricht nicht mehr verhaßt und er war wieder in den Klassenverband integriert.

    Natürlich kann man aber auch Computer mit Lernprogrammen oder Edutainment, als Angebot für besonders gute Schüler, die gestellte Aufgaben bereits bewältigt haben, einsetzen. Lernprogramme bieten sich auch als Einstieg in neue Gebiete an. Weiterhin zeichnen sie sich dadurch aus, daß sie stark motivierend auf die Schüler wirken und die Schüler individuell gefördert werden. Die Schüler arbeiten in ihrem eigenen Lerntempo, und gute Lernprogramme erkennen die Schwächen der Schüler und bieten darauf abgestimmt Übungen und Hilfen an.

    Computer können gut auch in Übungs- und Vertiefungsstunden in der ganzen Klasse (z.B. im Englisch-, Deutsch-, Mathematik- oder Französischunterricht) eingesetzt werden. Jeweils ein oder zwei Schüler können dann an Computern arbeiten. Der Lehrer gibt die Startlektion im Lernprogramm vor. Hohe Motivation und starke Individualisierung versprechen große Lernerfolge.

    Ein so inszenierter Einsatz der Computer kann natürlich nicht permanent stattfinden, so wie Übungs- und Vertiefungsstunden auch nur manchmal stattfinden. Ein- bis zweimal pro Monat wäre denkbar. An ein Ersetzen des Lehrers ist also nicht zu denken.

     
    Einzelarbeit mit dem Computer noch einmal zusammengefaßt:
     
  • Stärker individualisiertes Lernen und Üben ist durch Computer möglich.
  • Von der Leistungsmotivation und vom Vorwissen hängt die Wahl der Lernumgebung (meist Software) ab.
  • Individualisiertes Lernen kann sich von inhaltlich und strukturell vorgegebenen Lernprogrammen bis zum Lernen mit offenen Lernumgebungen oder Informationssystemen erstrecken. Beim letzteren ist eine starke Selbststeuerung durch den Lerner möglich. Stark motivierend muß hier die Aufgabenstellung durch den Lehrer (z.B. im Rahmen eines Projektes) sein, während bei Lernprogrammen das Computersystem motivationssteigernde Komponenten bietet.

  • 2.2 Technikausstattung
    Zwei Modelle sind denkbar:

    Erstens: Alle Schüler sollen an der individuellen Übungsphase teilnehmen. Hierzu muß die Organisationsform geändert werden. Jeder Schüler oder maximal zwei Schüler als Partnerarbeit erhalten einen Computer, auf dem geeignete Lernsoftware installiert ist. Die Computer müssen leistungsfähige Rechner sein, damit die lernfördernden Vorzüge von Multimedia zum Tragen kommen. Das sind (mindestens) 10-15 Multimediacomputer in der Klasse. Sehr zu empfehlen sind hier mobile Lösungen, bei denen sich z.B. 10 Klassen einen Wagen mit 12-15 Computern teilen (vgl. auch das Kapitel Technik in diesem Aufsatz).
    Zweitens: Der Lehrer bringt ein oder zwei Computer mit in die Klasse, so daß er besonders leistungsstarke oder ?schwache Schüler gezielt fördern kann. Hier kann häufig auch auf alte PCs, evtl. auf PC-Spenden zurückgegriffen werden, die dann als Klassenraumcomputer in der Computerecke stehen.
     
     

    3. Projektunterricht mit Kleingruppenarbeit
    Computer unterstützen die Kleingruppenarbeit

    Erziehungswissenschaftler wie z.B. Hilbert Meyer gehen von einer Dreiteilung der Unterrichtszeit aus, in:

  • Frontaler Lehrgangsunterricht,
  • Freiarbeit, Einzelarbeit
  • Projektarbeit.
  • Sie fordern, daß alle drei Unterrichtsformen zu gleichen Anteilen praktiziert werden. Momentan findet Projektuntericht aber eher selten an deutschen Schulen statt (weniger als 5% des Unterrichts).

    3.1 Was versteht man unter Projektunterricht?
    Projektunterricht vollzieht sich in der Regel in vier Teilschritten:

    Vorstellen des neuen Themas; zumeist durch den Lehrer (Vortrag, gelenktes Gespräch, Diskussion) an einer konkreten, möglichst auch für die Schüler relevanten Kontextsituation; seltener auch durch Schülerreferat oder Schülerimpuls. Die Themen können durchaus fächerübergreifend sein, müssen es aber nicht.

    Sammeln von Schülerideen zur Lösung des Problems, z. B. mit Mindmaps (siehe auch Abb. 3). Strukturieren und Bündeln der Ideen, anschließend die so gewonnenen Teilbereiche/Bearbeitungsschritte auf Schülergruppen/Kleingruppen (3-7 Schüler) aufteilen.

    Die Kleingruppen (leistungsheterogen zusammengesetzt) sollen ihren Teilbereich des Gesamtprojektes möglichst selbst organisieren. Meist müssen die Schüler erst schrittweise an das selbständige Arbeiten herangeführt werden. Ziel ist es, daß der Lehrer nur noch sehr selten helfen muß. Üblich ist aber leider, daß die Kleingruppen nur die Lehrerideen umsetzen.

    Als Schlußpunkt steht nicht die Lösung, sondern die Präsentation. Mit der
    Präsentation werden auch soziale Kompetenzen verknüpft.

     
    Vorteile eines solchen Projektunterrichts werden nicht nur in der Kompetenzerweiterung der Schüler um die "neuen Lernziele" gesehen. Vertreter konstruktivistischer Didaktik, wie z.B. Mandl oder Jonassen, sprechen hier von "aktivem Wissen", welches in Projektarbeit situiert, d.h. orientiert an für die Schüler bedeutsam empfundenen Kontextsituationen gebildet wird. Dieses Wissen schafft Handlungskompetenz bei den Schülern im Vergleich zu "trägem Wissen", dem bezuglos auswendig Gelernten. Es soll die Fähigkeit/Kompetenz entwickelt werden, daß die heranwachsenden Individuen selbständig Problemsituationen lösen können. 
    Projektarbeit kann durch den Computereinsatz stark vereinfacht und um wichtige Lernmöglichkeiten erweitert werden. Durch den Umgang mit dem Computer erhalten die Kinder mehr Sicherheit und verlieren die Scheu („learning by doing"). Trotzdem sollte sich die Computertechnik nicht aufdrängen und die Projektidee stets im Vordergrund bleiben.

    3.2 Wie kann nun die Computertechnik den Projektunterricht unterstützen?
    Das Vorstellen des neuen Themas (1) findet sinnvollerweise in der gesamten Klasse frontal statt. Der Lehrer hat hier zum Veranschaulichen einen OH-Computer, um allen Schülern das Problem näherzubringen. Genaue Kenntnis der Problematik ist Grundvoraussetzung für alle Schüler, da sonst die Aufgaben in Kleingruppen nur unzureichend wahrgenommen werden können. Entsprechend Kapitel 1 bieten sich hier Bilder, Filme, Modelle, eben alle Veranschaulichungshilfen an.

    Für die zweite Phase, dem Sammeln von Schülerideen eignet sich der OH-Computer ebenfalls hervorragend. Infrarottastatur und das Mindmap-Programm „Visimap" können die Brainstormingphase sehr gut unterstützen Abb. 3.


     

    Abb. 3: Unterstützung der Phase des Brainstorming durch das Mindmapping-Programm „Visimap"

    Nach dem Motto: „Tastatur statt Kreide" erhalten die Schüler vom Lehrer die Tastatur. Die Schüler können nun einfach von ihrem Platz aus die Schlagworte zu ihrem Beitrag eingeben. Das Programm ordnet die Begriffe an. Der Schüler hat neben der Eingabe der Begriffe weiterhin die Möglichkeit, um die Grafik übersichtlicher zu machen, die Zweige farblich zu gestalten. Die Schüler sind aktiv am Gestaltungsprozeß beteiligt.

    Vorteile:

  • Sehr leserliche Schrift / ordentliches Bild
  • Hohe Motivation der Schüler
  • Leichtes Verschieben und Bündeln der Schlagworte
  • Speichern und erneutes Aufrufen in der nächsten Stunde
  • Ausdrucken, z.B. für die Arbeitsgruppen, ist sofort möglich.
  • Empfehlenswert und zeitsparend ist hier der Einsatz mehrerer Infrarottastaturen (Forum), die von Schülertisch zu Schülertisch weitergegeben werden können.

    wpe3.jpg (18157 Byte)

    Abb. 4: OH-Computer mit zwei Tastaturen und Mindmapping-Programm

    In der dritten Phase sind die Schüler in Kleingruppen aufgeteilt. 3-5 Schüler haben ein klar umrissenes Problem aus dem Gesamtkontext des Projektes. Möglichst selbständig sollen sie hier


    Folie 1: Projektarbeit ? Aktives Lernen

    Entsprechend der in Folie 1 unterlegten Rhombe steigt der Lernwert. Ist zu Beginn des Projektes bei der Informationssuche (1.) der Lernwert noch gering, nimmt er bei der Planung und Entwicklung (2.) bereits zu. Der größte Lernwert wird bei der Durchführung, Bearbeitung, Transformation (3.) erreicht. Bei der Präsentation (4.) steht die Festigung im Vordergrund.

    Zur Projektarbeit erhält jede Gruppe einen Computer, der zum Schreiben, Recherchieren, Gestalten und zur Vorbereitung der Lösungspräsentation genutzt wird. Neben der entsprechenden Software ist meist auch ein Internetanschluß oder ein Zugang zu Datenbanken hilfreich (CD-ROM oder Server). Damit die Schüler ihr Vorwissen miteinbringen können, sollte die verwandte Software Standardsoftware sein oder zumindest Komponenten von allgemein bekannter Standardsoftware enthalten (wie Microsoft Office oder
    Staroffice). Denkbar sind auch spezielle Lernumgebungen (wie z.B. das grüne Klassenzimmer von Cornelsensoft), in denen neben Standardkomponenten, wie Schreib- und Malprogrammen auch noch kindgemäße Datenbanken/Nachschlagewerke mit Bild- und Tonmaterial enthalten sind.

    Beim Problemlöseprozeß sollen die Schüler sich aus unterschiedlichen Quellen Informationen zur Lösung ihrer Aufgabenstellung suchen. Multimediaprogramme und Datenbanken eignen sich durch ihre nonlineare Struktur besonders zur Unterstützung dieses Lehr- und Lernprozesses.

    Da sich die Projektarbeit nicht ausschließlich um den Computer dreht und andere Medien aus dem Klassenraum, wie Schreib-, Bastel-, Bau-, und Präsentationshilfen mit einbezogen werden können, wäre es schade, wenn die Gruppe immer erst zu den Computern hinlaufen müßte. Der ganzen Idee, den Computer als Hilfsgerät einzusetzen, widerspricht es, wenn der Computer nicht in der Nähe des Arbeitsplatzes der Schüler, nämlich der Klasse ist.

    Im letzten Schritt sollen die Schüler ihre Ergebnisse präsentieren:

     
  • vor der Klasse (als Vortrag).

  • Hier eignet sich der OH-Computer wieder in idealer Weise. Nach der Vorstellung in der Klasse kann noch eine Präsentation des ganzen Projektes vor größerem Publikum erfolgen;
  • als Ausstellung in der Schule (z.B. mit Modellen) oder, je nach Thema, auch als Rollenspiel, Theaterstück etc. und
  • im Internet! Das Internet und die Schulwebseiten bieten den Platz, die häufig bereits in elektronischer Form vorliegenden Resultate publik zu machen. Das Veröffentlichen unterstreicht die Leistung der Schüler, gibt ihnen Selbstbewußtsein und macht sie stolz. Hierbei erfahren sie gleich grundlegende Richtlinien für das Publizieren von Texten, wie Wahrheitstreue, Rechtschreibung, Ansprache der Zielgruppe etc.
  •  
    Als Resümee können wir noch einmal die durch Projektarbeit mit 
    Computereinsatz stärker betonten Lernziele (neue Lernziele) aufführen:
     
  • Informations- und Kommunikationstechniken im Alltag und später im Beruf bedienen können. Über Computer Literacy verfügen, das bedeutet, den Computer und Onlineangebote als Symbolsysteme adäquat nutzen können.
  • Selbständig lernen können / Grundlagen für lebensbegleitendes Lernen schaffen.
  • Fähig sein, im Team zu arbeiten.
  • Projektarbeit unter Einbezug neuer Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) beherrschen / Projekte termingerecht planen und fertigstellen können. Projekte präsentieren und Beiträge dazu veröffentlichen können.
  • Problemlösestrategien anwenden können.
  • Der Erwerb dieser Kompetenzen und Qualifikationen auf der Seite der Nutzer entspricht den Anforderungen, die durch gesellschaftliche Veränderung, wie dem Übergang zur Informationsgesellschaft, auf die nächste Generation zukommen werden. Die Kompetenzen sollten so früh wie möglich im Erziehungsprozeß erlernt werden.

    3.3 Technikausstattung - Projektunterricht
    Als ideale Computerausstattung für Projektunterricht sollten in der Klasse vorhanden sein:

  • Ein OH-Computer,
  • 8-12 Rechner,
  • ein Scanner,
  • ein Drucker,
  • Standardsoftware (Officepaket) oder offene Lernumgebungen,
  • Internetanschluß, Datenbanken, o.ä.

  • 3.4 Lernen mit dem Internet - Kritischer Umgang mit Informationen
    Momentan verdoppeln sich die Veröffentlichungen (Print- und elektronische Medien) alle 5 Jahre. Da sich unser absolutes Wissen in dieser Zeit nicht verdoppelt, gibt es viel mehr Informationen, auch redundante, unnütze oder falsche. Zukünftig wird es von Bedeutung sein, durch entsprechende individuelle Prüfung die wichtigen Informationen aus der Masse herauszufiltern. Dazu können zusätzlich zur Quelle Sekundärliteratur und Reflexionen sowie die direkte Kontaktaufnahme hilfreich sein: Woher stammen die Informationen, wie aktuell sind sie, nach welchen Kriterien, und mit welchen Werkzeugen sind sie zusammengestellt worden, mit welchem Ziel/Hintergrund?

    Es entstehen neue Formen der sozialen Interaktion. Eine wichtige Lernerfahrung im Internet ist sicherlich der Kontakt zu Menschen aus aller Welt, darunter zahlreiche Fachexperten, deren Wissen im Alltagsleben - sei es wegen sozialer oder geographischer Barrieren - die Schüler niemals teilen könnten.

    Daß Informationen diskursiv sind, wird durch die Präsenz und Nähe (Technical Immediacy) der Informationsproduzenten im Netz nicht nur salient („ich könnte ja mal nachfragen"), sondern angesichts der schnellen und reibungslosen Telekommunikationsdienste auch handlungsleitend („dann frage ich eben nach"). Durch die Auseinandersetzung mit derartigen Problemen des individuellen und sozialen Wissensmanagements wird die übliche Einschränkung auf die reine Wissensaneignung (Rezipieren und Rezitieren vorausgewählter Informationseinheiten) überwunden.

    Die Aufgabe von Lehrenden besteht in der Vermittlung der notwendigen Strategien zum Wissensmanagement und zur Selbstregulierung (Metakognition, Metamotivation), die für selbständiges, aktives Lernen notwendig sind.

    4. Einsatz im Kunstunterricht ? Computer als Hilfsmittel
    Man kann mit einem Computer als Werkzeug ein Bild oder ein Kunstwerk schaffen. Zunächst soll aber nur der Computer als ein kurzzeitig eingesetztes, veranschaulichendes Medium vorgestellt werden. Letztendlich sollen von Ihnen, auf Ihre Unterrichtssituation gerichtete Ideen entwickeln werden.
     
     

    4.1 Kombination mit einem Malprogramm

    Das Bild (oder das angefangene Bild) eines Schülers wird eingescannt. Im Malprogramm des Computers aufgerufen, können verschiedene Aspekte der Raumaufteilung durch Einfügen von Linien, Perspektive durch Einfügen von Fluchtpunkten, für alle als Projektion sichtbar (wenn man möchte), verdeutlicht werden. Farbwirkungen können z.B. durch die Funktion „Farbe ersetzen" getestet werden.

    Von großem Wert ist beim OH-Computer das große Projektionsbild (gegenüber dem kleinen Monitor). Das Bild wirkt erst durch eine entsprechende Größe. Auch scheint es für den kreativen Prozeß wichtig zu sein, daß gerade, wenn ein Beispiel mittels des Computers gegeben werden soll, die Schüler ständig einen Blick auf das große projizierte Computerbild werfen können, ohne aufstehen und zum Monitor gehen zu müssen.

    Vielen Kindern machen die neuen Verfremdungstechniken (z.B. Morphen/Verzerren oder Farben verändern) sowie das „Hineinsetzen", Collagieren von Figuren in selbst gemalte Landschaften großen Spaß. Die Figuren werden eingescannt, z.B. aus Zeitungen, Magazinen, Comics oder auch aus Telespielen bzw. dem Internet, gespeichert und ausgeschnitten. Sie stehen dann nicht nur einem sondern allen Schülern zur Verfügung, da sie beliebig oft kopiert werden können. Auch ist es denkbar, Bilder verschiedener Kinder zu kombinieren. In Grundschulen bietet sich auch die Verwendung von Cliparts an. An Oberschulen können räumliche Wirkung, Ergänzungen zu Vorgefertigtem sowie surreale, phantastische Welten durch Bearbeiten mit computerbasierten „Werkzeugen" vereinfacht werden. Natürlich soll der Computer hier auch nur temporär eingesetzt werden. Das Erlernen von Mal- und Zeichentechniken soll keineswegs durch den Computer eingeschränkt sondern erweitert werden und sich harmonisch in den Lehr-Lern-Prozeß einpassen.

    Der Computereinsatz entspricht durchaus der Umwelt der Schüler. Etliche Schüler verfügen bereits über Computer und geeignete Grafiksoftware. Auch benutzen Schüler häufig bereits durch den Computer gegebene Hilfen zum Erstellen von eigenen Bildern. Allerdings wäre hier häufig noch etwas künstlerische Phantasie anzulegen.
     
     

    4.2 Technikausstattung zum Kunstbeispiel

    Für den Kunstunterricht ist eine Kombination mit DIN A3-Scanner geeignet. Wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich, wäre auch noch ein Drucker für großformatiges Papier (DIN A3). Alle Funktionen, die für den Einsatz des Scanners in Kombination mit dem OH-Computer zu erlernen sind, sind mittlerweile sehr stark vereinfacht, und viele Lehrer erlernen die nötigen Handgriffe an einem Nachmittag.

    Technik:

  • DIN A3-Scanner
  • OH-Computer
  • Drucker (schön wäre auch hier DIN A3)
  • Evtl. 1-2 Computer

  • 5. Ausstattung
    Am Anfang wurden vier Organisationsformen dargestellt. Entsprechend der gewählten Organisationsform benötigt man eine unterschiedliche Geräteausstattung.

     
    Frontalunterricht 1 OH-Computer
    Einzeln separiertes Arbeiten eines Schülers oder einer Kleingruppe (Individuelle Nachhilfe, bzw. als Wissensquelle Lexikon/Internet) 1-2 Geräte
    Kleingruppenarbeit 4-5 Geräte
    Partnerarbeit oder
    Einzelarbeit (bei normaler Klassenfrequenz)
    10-15 Geräte/
    20-30 Geräte
    Wenn man diese Aufstellung mit der momentan häufig vorzufindenden Computerausstattung vergleicht, stellt man fest, daß die vorgestellten Konzepte zwar zu Unterricht, nicht aber zur Ausstattung passen. Häufig findet man einen Computerraum mit 8-15 vernetzten PCs. Gerade im kommen sind die sogenannten Computerecken in Klassen mit einem Rechner im Klassenraum (häufig eine Elternspende). Selbst wenn die Computer auch in anderen Fächern im Klassenraum eingesetzt werden, lohnt sich vermutlich eine Investition von 5-10 Rechnern pro Klassenraum (ca. 3-5 Schüler pro Computer), so wie es in den USA häufig zu finden ist, nur bedingt.

    Viel geeigneter erscheint hier ein mobiles System zu sein. Es müßten handliche, kleine Schüler-PCs sein, die alle Standard-PC-Komponenten enthalten, die auch als Einzelplatzrechner ohne Netz funktionieren und auch im Netzwerk laufen können. Jeder Lehrer könnte dann die für seinen Unterricht, eine seiner Planung entsprechende Stückzahl dieser PCs mit in den Unterricht, ins Klassenzimmer nehmen. Eine Utopie? Nein, Realität!

    Die Firma Demolux bietet einen Rollwagen an, auf dem 6-15 handliche, kleine Schülercomputer Platz finden. Es handelt sich um vollwertige PCs mit Festplatte, CD-Rom- und Diskettenlaufwerk. Modular können diese Rechner nahezu beliebig aufgerüstet werden (Netzwerkkarten, Internet tauglich, Funknetz, etc.). Außerdem ist dieser kompakte Computer für den Einsatz in der Schule sehr robust. Der Rollwagen stellt die momentan beste Lösung für Computereinsatz im Klassenraum dar.

    Da Computer nur zeitweise im Unterricht eingesetzt werden sollen, können sich viele Klassen einen Wagen teilen. Wartung, Reparatur und Pflege werden durch homogene Geräte vereinfacht. Wartungstechniker können gleichzeitig alle Computer kontrollieren/reparieren; müssen nicht die Rechner aus den Klassenräumen holen. Heterogene, d. h. verschiedenste Modelle, so wie sie durch Eltern- oder Industriespenden häufig anzutreffen sind, können zusätzlich eingesetzt oder auch in Pausen von Schülern benutzt werden. Mobile Rechnersysteme haben den Vorteil, daß der Lehrer die Geräte mit in den Unterricht bringt und am Ende seines Unterrichts wieder mitnimmt. Die Rechner sind also nicht unbeaufsichtigt.

    5.1 Vandalismus
    In Berlin gab es Anfang der achtziger Jahre ca. 20 Gesamtschulen. Diese Gesamtschulen waren als sehr große Mittelstufen- oder Bildungszentren mit durchschnittlich 700 Schülern und vielen integrierten Bereichen zur Freizeitgestaltung, wie z.B. Stadtbücherei, Jugendclub, Motorradwerkstatt ausgestattet. Lange Flure, unübersichtliche Strukturen, innenliegende Räume und natürlich die Anonymität aufgrund der immensen Masse an Schülern und Lehrern, waren für viele die Argumente, warum gerade dort Aggression gegen Sachen, aber auch gegen Menschen besonders stark waren. Aber auch an anderen Schulen bekamen wir zu hören oder mußten erfahren, daß Aggression, Vandalismus und Kriminalität an Schulen häufig auftreten.

     
    Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie mobile Systeme den Keim zum Vandalismus zwar nicht ersticken können, aber das "Arbeitsunfähig Machen" der Computer einschränken können.

    Ein Lehrer berichtete mir von einem Konzept, wie Video in Bildungszentren Mitte der achtziger Jahre genutzt werden sollte. Es gab in einigen Räumen der Bildungszentren fest installierte Fernseher, die über ein Fernsehnetz (Koaxialkabel) mit dem Medienwart verbunden waren. Über ein Telefon in der Klasse konnte der Lehrer dem Medienwart mitteilen, welchen Teil des Filmes er für seine Klasse starten soll. So weit, so gut. Damals bestand ein Problem darin, daß die Position, in der der Fernseher anmotiert wurde, nicht flexibel und weit oben an der Wand, nahe der Decke war. Heute sind die Medienwarte aus Kostengründen entlassen, die Fernseher funktionieren nicht mehr und/oder wurden aus Sicherheitsgründen entfernt, weil sportliche Jugendliche daran Klimmzüge machten.

    Will der Lehrer heute ein Video als Medium einsetzen, holt er sich einen Videowagen aus einem abgeschlossenen Medienraum oder dem Lehrerzimmer und fährt ihn in die Klasse. Nach der Stunde nimmt er den Wagen wieder mit und verschließt ihn erneut im Medienraum.

    Aus den gleichen Gründen habe ich Bedenken, Computer im Klassenraum fest zu installieren. Es sind neuerlich Fälle bekannt geworden, wo neben dem sehr verbreiteten „Mausklau" Computer auseinandergeschraubt und z.B. CD-ROM-Laufwerke und Festplatten entfernt wurden. Auch die Druckerpatronen der Tintenstrahldrucker sind beliebte „Souveniers".

    Neben dem reinen Verlust tritt der äußerst negative Nebeneffekt auf, daß der Lehrer die Funktionsuntüchtigkeit leider meist erst dann merkt, wenn er das Gerät einsetzen will. Daraus ergeben sich für mich mehrere Forderungen für die Geräteausstattung der Schulen:

  • Mobile Systeme,
  • keine (leicht zu entwendenden) Standardkomponenten,
  • Netzwerkfähigkeit (angepaßt an das Schulnetz).
  • Sollten mehr als bis zu drei Schüler gleichzeitig an Rechnern arbeiten, so blieb bisher meist nur der Gang in das Computerkabinet. Dieser Gang kann manchmal mit Problemen verbunden sein, zu kleiner Raum, Zeit geht verloren. Informatiklehrer sind nicht gerade begeistert, man weiß manchmal nicht, was einen erwartet, wenn man den Raum aufschließt. Die kleinen Computer sind geeignet für Kleingruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit. Je nach Software können sie als Recherchequelle von CD-ROM oder aus dem Internet (bei Netzanschluß) dienen und auch nach Belieben wie ein großer PC als vollständiger Arbeitsplatz eingesetzt werden.

    Große Stabilität und die hohe Mobilität ermöglichen dem Lehrer, „mal eben einen Rechner mit in die Klasse zu nehmen". Der Computer kann dann entsprechend der Ideen des Lehrers in der Klasse eingesetzt werden. Ist die Stunde zu Ende, nimmt der Lehrer den Rechner wieder mit (z.B. ins Lehrerzimmer). Der Lehrer kann hier relativ sicher sein, daß der Rechner funktioniert und nicht durch Schüler manipuliert wurde. Er kann leicht vor der Stunde noch im Lehrerzimmer kontrollieren, ob das Gerät auch so funktioniert, wie er sich das vorstellt. Dazu benötigt er nur einen Steckdosenanschluß.

    6. Die Rolle des Lehrers
    Beim Nutzen von Computern in der Schule geht es um den Aufbau einer neuen Kulturtechnik, ähnlich den bisherigen Grundtechniken Rechnen, Lesen und Schreiben. So wie Lesen und Schreiben, einmal erlernt, dazu benutzt werden, anderes zu lernen, soll auch der bewußte Einsatz des Mediums Computer im Unterricht zu neuem Lernen führen.

    Der Lehrer wird zum Lernberater. Ein guter Berater sieht das Lernfeld durch die Augen des Schülers und rät ihm, was für ihn wichtig ist oder wie er die ihm individuell zur Verfügung stehenden Ressourcen (kognitive und Medien) benutzen kann, um das Problem selbst zu lösen.

    Der Lernberater gibt methodische Hinweise

  • zum Umgang mit den Hilfsmitteln,
  • zum Entwickeln von Problemlösestrategien,
  • zum Sammeln und Werten von Informationen.

  • 6.1 Routinebildung ? Ein Lichtblick für Anfänger
    Der Computereinsatz unterliegt einer Routinebildung. Ähnlich wie Sie im Referendariat vermutlich den Eindruck hatten, daß der Unterricht unendlich viel zu planen und vorzubereiten ist und Sie selbst schon fast gar nicht mehr ansprechbar waren, so wird es Ihnen evntl. anfänglich beim Computereinsatz auch ergehen. Jedoch wird eine gewisse Anspannung bei jedem auftreten, der beginnt, Computer im Unterricht einzusetzen. Aber, wie im Referendariat die Planung und das Üben von Situationen ein wesentlicher Teil der Routinebildung waren, werden Sie auch den Computereinsatz noch stärker planen müssen. Im Laufe der Zeit werden Sie jedoch die Vorzüge dieses Mediums kennenlernen und ohne großen Aufwand den Computer als Hilfsgerät in Ihren Unterricht integrieren können.

    Die meisten Lehrer erkennen die Wichtigkeit des Computereinsatzes, gerade im Hinblick auf eine gesellschaftliche Entwicklung. Viele Lehrer haben jedoch Bedenken, Computer einzusetzen, da sie sich noch nicht so gut mit der Technik auskennen. Ihnen seien zwei Ratschläge gegeben:

    Erstens wählen Sie als Einstieg eine Form, nach dem Beispiel des Kapitels „frontalorganisierter Unterricht"; oder „proben" Sie den Computereinsatz in einer Ag mit weniger Schülern. Der OH-Computer bietet Ihnen viel Sicherheit, so daß Sie Bilder, Folien, Karten leicht aufrufen können. Wenn Sie Bedenken haben, geben Sie in der ersten Stunde die Tastatur nicht aus der Hand. Die Schüler haben so keinen Einfluß auf das System. Später werden Sie leichter erkennen können, sollte Ihnen ein Schüler einen Streich spielen wollen.

    Zweitens, der Lehrer muß nicht alles wissen und nicht unbedingt die Technik kennen, Anwendungswissen ist gefragt. Gerne wird hier der Vergleich mit dem Auto gebracht. Viele Menschen wissen nicht, wie ein Motor funktioniert, trotzdem können sie sichere, versierte Autofahrer sein. Natürlich können aber Kenntnisse über Motor, Drehzahl etc. das Autofahren unterstützen. Ähnlich ist es beim Computer.

    Um den Vergleich nun auf den Unterricht auszudehnen, möchte ich die Fahrschule wählen, obwohl in der Fahrschule immer nur ein Schüler in der Lehrsituation ist. In der Fahrschule bringt der Fahrlehrer dem Schüler bei, wie er sich im Straßenverkehr zu verhalten hat. Was er darf und was er tunlichst vermeiden sollte, weil er sonst Ärger bekommt oder sogar Schaden an Maschine oder Leben droht. Der Lehrer spricht von Gesetzen, gesellschaftlichen Normen (immer auf der rechten Seite fahren, bei Rot halten), vermittelt aber auch Empfehlungen und Tricks. Vermutlich lernen wir aber auch ein Stück weit von seiner Persönlichkeit. Was wir nicht lernen, ist, wie tune ich mein Auto? Welchen Spoiler brauche ich? Wie kann ich besonders schnell fahren? Wie kann ich gesellschaftliche Normen umgehen, also wo kann ich zu schnell fahren, ohne von der Polizei gestoppt zu werden?

    Genauso sollten beim Computereinsatz gesellschaftliche Normen im Vordergrund stehen, Erziehung zum Umgang mit dem Computer. Wie kann ich ihn sinnvoll nutzen, ohne anderen zu schaden? Diese, doch weit von der Technik abweichenden Werte, erlernt ein Lehrer recht schnell, oder er kann sie sich selbst entwickeln. Der Lehrer ist hier durch seine Sozialisation bereits recht erfahren.

    Für die Schüler ist aber auch der Praxisbezug enorm wichtig. So, wie der Fahrlehrer seine Empfehlungen und Tips nicht nur theoretisch, sondern fast immer in Praxissituationen gibt, sollte auch der Lehrer in der Schule seine Empfehlungen und Tips in Praxissituationen geben. Gerade im Hinblick darauf, daß nicht der Sachverhalt alleine, sondern immer der gesamte Kontext mit memoriert (gelernt) wird.

    6.2 Resümee
    Als notwendige Begleiterscheinungen, neben dem Vorhandensein von ausreichend guten, funktionsfähigen Computern, wurden in einer größeren Untersuchung an der FU Berlin (Arbeitsbereich Medienforschung, Medienpsychologie und Mediendidaktik) folgende drei Forderungen der Lehrerschaft herausgefunden:

  • Lehrer sollten Fortbildungen machen. Es müssen entsprechende Schulungen angeboten werden.
  • Die Lehrer sollten beim Einsatz unterstützt werden durch Sammlungen von Unterrichtsideen, Einsatzkonzepten und bei Bedarf durch einen Techniker.
  • Technik sollte an die speziellen Situationen in der Schule angepaßt werden.
  • Die Entwicklungen der Firma Demolux, dem Lehrer optimales Handwerkzeug zu reichen, sind durchweg zu begrüßen. Auch die zahlreichen Praxistests in der Schule, die laufende Evaluation der Geräte und die ständige Verbesserung und Anpassung, reagierend auf Tips und Anregungen der testenden Lehrer, sind für Firmen, die Projektionstechnik oder Computertechnik produzieren, nicht üblich. Um so mehr freut es uns, daß sich eine Firma ganz der Probleme der Lehrer in einem so schwierigen Prozeß, wie dem Computereinsatz im Unterricht, annimmt.

    Was haben diese Entwicklungen bisher gebracht?

  • Technik wurde vereinfacht und speziell auf den Lehr- Lernprozeß in der Schule zugeschnitten.
  • Spezielle Funktionen, die für die Schulsituation sinnvoll erscheinen, wurden mit eingebaut.
  • Neue didaktische Ansätze wurden konsequent ausgebaut und weiterentwickelt zu schlüssigen Konzepten.
  • Abschließend möchte ich Ihnen noch drei Erkenntnisse mitgeben auf Ihren Weg zum Computereinsatz im Unterricht. Erstens sollten Sie als Lehrer die Medien nur so einsetzen, wie es zu ihrem Unterrichtsstil paßt. Zweitens: Möchten Lehrer ihren Unterrichtsstil neuen Erkenntnissen der psychologischen und pädagogischen Forschung anpassen, so dauert dieser Anpassungsprozeß recht lange und geht keinesfalls von heute auf morgen. Aus diesem Grund haben Fortbildungen nur Sinn, wenn sie über einen längeren Zeitraum angelegt sind. Drittens ist beim ganzen Prozeß immer zu beachten, daß bereits kleine Teiletappen auch große Erfolge sind.

    7. Literatur

  • Ballin, Dieter; Brater, Michael; Hsg: Blume, Dieter (1996). Handlungsorientiert lernen mit Multimedia: Lernarrangements planen, entwickeln und einsetzen. Herausgeber sind Mitarbeiter des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) Nürnberg: BW, Bildung und Wissen, Verlag und Software GmbH (Reihe „Multimediales Lernen in der Berufsbildung"). Weinheim: Beltz.
  • Eulen, Dieter (1993). Didaktik des computergestützten Lernens: praktische Gestaltung und theoretische Grundlagen. Bildung und Wissenschaft Vlg. Nürnberg
  • Grell, Jochen & Monka (1983). Unterrichtsrezepte. Weinheim und Basel: Beltz
  • Issing, Ludwig J.; Klimsa, Paul (Hrsg.) (1995). Information und Lernen mit Multimedia
  • Jonassen, David. H.: Hypertext/ Hypermedia. Educational Technology Publications. Englewood Cliffs, New Jersey 07632 1989
  • Kommission „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft" beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen / Bildungskommission NRW (1995). Zukunft der Schule - Schule der Zukunft. Neuwied; Kriftel; Berlin: Luchterhand.
  • Meyer, Hilbert (1989). Unterrichtsmethoden; Band II: Praxisband, 1. durchgesehene Auflage. Frankfurt: Cornelsen Verlag.
  • Meyer, Hilbert (1989). Unterrichtsmethoden; Band II: Praxisband, 2. durchgesehene Auflage. Frankfurt: Cornelsen Verlag.
  • Meyer, Hilbert (1991). Rezeptionsprobleme der Didaktik oder wie Lehrer lernen. In: Adl-Amini, Bijan; Künzli, Rudolf (Hrsg.). Didaktische Modelle und Unterrichtsplanung. 3. Auflage, Weinheim; München: Juventa-Verlag. S. 88-118.
  • Ritter, Markus (1995). Computer und handlungsorientierter Unterricht. Diss. Wilhelms-Universität Münster (Dez. 1993). Donauwörth: Auer Verlag.
  • Rolff, Hans-Günther (Hrsg.) (1995). Zukunftsfelder von Schulforschung. Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
  • Schulmeister, Rolf: Grundlagen hypermedialer Lernsysteme. Theorie. Didaktik. Design. Addison-Wesley Publishing Company, Bonn, Massachusetts, etc. 1996.
  • Tulodziecki, Gerhard (1996). In: Heinz Nixdorf Stiftung (Hrsg.): Bildungswege in der Informationsgesellschaft: BIG. Neue Medien in der Schule; Projekte - Konzepte - Kompetenzen; eine Bestandsaufnahme. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung / Heinz Nixdorf Stiftung.
  • Benutzer: Gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: