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Ein großer Teil der Berliner
Bevölkerung hungert und friert, aufgrund der Wirtschaftskrise die
das ganze Land fest im Griff hat. Die Stimmung ist sehr angespannt, die
Menschen sind sauer auf ihren König. Plötzlich fallen vor dem
Schloß Schüsse. Niemand weiß so richtig was passiert ist,
aber innerhalb weniger Stunden stehen in ganz Berlin annähernd 5000
Barrikaden, die Straßen wurden mit Glas und spitzem Eisen bestreut
und auf den Dächern wurden Steine und heißes Wasser und Öl
in Stellung gebracht.
Als das Militär anrückt,
ziehen sich Frauen, Kinder und Greise auf die Dächer und in die Häuser
zurück. Die gegenüber dem Militär schlecht ausgerüsteten
Revolutionäre überfallen zuerst alle Gebäude, in denen sie
Waffen vermuten. Besonders mörderisch verlief der Kampf um das Landwehrhaus
in der Lindenstraße. Der Kampf um die Waffen war blutig, hart und
vergebens. Die erbeuteten Waffen konnten die Niederlage der Revolutionäre
nicht mehr verhindern, sondern höchstens hinauszögern.
Am Morgen nach der blutigen Nacht läuteten die Glocken in ganz Berlin, um den niedergemetzelten Revolutionären die letzte Ehre zu erweisen. Danach waren nur die feierlichen Umzüge der Männer, Frauen, Kinder und Greise zu hören, die zum Schloß marschierten. Sie trugen mit Blumen geschmückte Bahren mit den Toten auf ihren Schultern. Die Menschenmassen bogen langsam in den inneren Schloßhof ein, unter ihnen Männer mit vom Kampf zerfetzten Kleidern. Durch die dumpfen Rufe der Menschenmengen herbei gezwungen, erschien der König und seine weinende Gattin auf der oberen Galerie. Zur Verdeutlichung seiner Trauer trug der König die Farben der Revolutionäre, was für sie wie ein kleiner Sieg war. Aus der Volksmenge erklang auf einmal „Jesus meine Zuversicht" und alle stimmten mit ein. Der König zog sich schließlich in seine Gemächer zurück und das Volk ging mit grimmiger Feierlichkeit davon.
T. S.
preußisches Militär schießt auf verbarrikadierte Revolutionäre
jubelnde Menge während der Barrikadenkämpfe in Berlin
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