|
Auf
die Frage, warum der Unterricht anschaulich sein muss, finden sich in der
didaktischen, aber auch in der pädagogischen und psychologischen Literatur
zahlreiche Aussagen.
Es
treten oft in diesem Zusammenhang die Begriffe Anschauungsmittel,
Unterrichtshilfen, Medien auf, über deren Einsatz im Unterricht im Folgenden
Aussagen getroffen werden sollen.
Zunächst
wird theoretisch ein kurzer Abriss über die geschichtliche Entwicklung des
Begriffes „Anschauung“ gegeben, um so an Hand einiger historischer Ansätze
den Einsatz von Unterrichtshilfen im Unterricht nachvollziehen zu können.
Im
Anschluss daran werden wir uns mit einigen Betrachtungsweisen auseinandersetzen,
die auf die mögliche Einteilung
von Unterrichtshilfen hinzielen. Hier kann nur ein geringer Teil der
Auffassungen dargestellt und gewertet werden, da es eine Vielzahl von
unterschiedlichen Meinungen und Betrachtungsweisen gibt. Entsprechend der
Aufgabenstellung werden wir uns dann mit einigen didaktischen und
psychologischen Anschauungen auseinandersetzen. Ein recht umfangreiches Kapitel
wird sich mit Ergebnissen aus Wissenschaft und Forschung befassen, d.h. es
werden dort Beispiele erläutert, Vor- und Nachteile des Einsatzes diskutiert
und einige neue Blickrichtungen speziell betrachtet.
Den
Abschluss bilden einige allgemeine, den Unterricht betreffende
Schlussfolgerungen.
Warum
sollten wir bei einem solch aktuellen Thema „Anschauung“ einen Blick in die Geschichte werfen? PETERSSEN fasst die Beantwortung dieser
Frage sehr treffend in zwei Punkten zusammen:
-
„Erstens
ist die Anschauung zwar ein aktuelles Problem gegenwärtiger didaktischer Überlegungen
und Praxis, aber das war es früher auch schon; Anschauung war zu allen Zeiten
ein stets aktuelles Problem, um dessen Lösung man sich bemühte.“
-
„Zweitens
haben frühere Lösungen unter Umständen auch heute noch Gültigkeit, lassen
sich möglicherweise insgesamt oder modifiziert in die Gegenwart übertragen.“
(Peterssen,
S. 129)
Mit
JOHANN AMOS COMENIUS (1592-1670) kommt es im 17. Jahrhundert erstmals zu einer
bewussten didaktischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Anschauung. Die
Literatur sieht in seinem Werk „Didactica magna“ den Beginn der didaktischen Theoriebildung. Als eine der Regeln
postuliert COMENIUS:
„Daher als goldene Regel für alle Lehrenden:
"-
Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt werden.“
COMENIUS begründet auch diese Regel,
und zwar gleich dreifach:
1.
»Der Anfang der Kenntnis muß immer von den Sinnen ausgehen (denn
nichts befindet sich in unserem Verstande das nicht zuvor in einem der Sinne
gewesen wäre).«
3.
»Und weil die Sinne die treuesten Sachwalter des Gedächtnisses sind, so
wird diese
(Peterssen,
S.130)
Bei
COMENIUS liegt es nahe anzunehmen, dass er unter Anschauung nur die visuelle
Anschauung versteht. Allerdings versucht er diesem möglichen Fehlverständnis
zuvorzukommen durch die Aufzählung aller in Frage kommender Sinne:
Was sichtbar dem Gesicht
Was hörbar dem Gehör
Was riechbar dem Geruch
Was schmeckbar dem Geschmack
Was fühlbar dem Tastsinn
Und wenn etwas durch verschiedene Sinne
aufgenommen werden kann, soll es den verschiedenen zugleich vorgesetzt
werden.“
In
seinen Ausführungen weist COMENIUS zusätzlich darauf hin, dass es vom
Lerngegenstand abhängig ist, welchen menschlichen Sinnen er vorgeführt werden
muss. Damit ist unser Meinung nach die didaktische Aufgabe des Lehrer auch noch
in unserer Zeit diesbezüglich eindeutig umschrieben. Beispielsweise ist es
unserer Meinung nach unumgänglich, bei dem Thema „Erdöl - Entstehung und
Nutzung“ nicht auf eine Geruchsprobe von Rohöl zu verzichten, beim Thema „Säuren“
das Schnuppern an Haushaltsreinigern und ebenso beim Thema „Säuren“ das
Kosten einer Zitrone, das Riechen an einer Essigflasche, beim Thema „Wärmelehre“
das Fühlen von Temperaturunterschieden, .....
In
den weiteren Ausführungen in „Didactica magna“ nimmt COMENIUS einen engen
Zusammenhang zwischen dem sogenannten „äußeren Sehen“ und dem „inneren
Schauen“ an. Daraus ergibt sich das Problem, dass das innere Schauen als eine
bloße Kopie des äußeren Sehens gedeutet werden könnte, und es sich hier um
eine Abbildungstheorie handelt, die eine Reihe von Fragen offenlassen würde,
die hier aber nicht weiter diskutiert werden sollen.
Zu
den Grundaussagen COMENIUS' gehören auch die sogenannten Unterrichtsprinzipien,
z.B. "vom Leichteren zum Schwereren fortschreiten", "den Nutzen
des Lernens für das Leben erfahrbar machen" und auch "zuerst
eine sinnliche Anschauung von den Dingen ermöglichen" - hier haben wir
bereits erste Hinweise auf den Einsatz von Unterrichtshilfen und deren Zweck. (Waiter,
S. 18)
1.2. Johann Heinrich Pestalozzi
PESTALOZZI
(1746-1827) gab wohl eine der rigorosesten Aussagen über die Anschauung von
sich. Allerdings hielt sie sich über lange Zeit hinweg und bestimmt auch heute
noch mehr oder weniger bewußt das Handeln vieler Lehrer. Die wissenschaftliche
Literatur (Peterssen, S.134) spricht von einem „didaktischen Sprichwort“,
was schon an sich etwas über die Bedeutung
der Arbeit von PESTALOZZI aussagt.
Hier
nun seine Aussage:
»Freund! Wenn ich jetzt zurücksehe und mich frage:
Was habe ich eigentlich für das Wesen des menschlichen Unterrichts geleistet? -
so finde ich: Ich habe den höchsten obersten Grundsatz des Unterrichts in der
Anerkennung der Anschauung als dem absoluten Fundament aller Erkenntnis
festgesetzt und mit Beseitigung aller einzelnen Lehren das Wesen der Lehre
selbst und die Urform aufzufinden gesucht, durch welche die Ausbildung unseres
Geschlechts durch die Natur selber bestimmt werden muß; ...«
»Und bei jeder
einzelnen Ansicht komme ich auf die Behauptung zurück, daß die Lücken des
Welche
Aussagen stecken in diesem doch recht eindrucksvollem Zitat?
PESTALOZZI
kann sich keine menschliche Erkenntnis ohne Anschauung vorstellen bzw. erkennt,
dass alle gewonnenen Erkenntnisse auf Anschauungen zurückführbar sind.
Des weiteren sieht er in der Anschauung den ersten Schritt aller
Erkenntnis.
Damit
hat er für unseren Schulalltag bzw. über die Bedeutung des Einsatzes von
Unterrichtshilfen einige allgemeingültige
Aussagen getroffen.
Was
ist nun Anschauung nach der Auffassung PESTALOZZI`s? Die Antwort ist verblüffend
»So ist sie nichts anders als das bloße
Vor-den-Sinnen-Stehen der äußeren Gegenstände und
Für uns als Lehrer ergibt sich daraus zum Beispiel die Aufgabe, dass im anschauungsfundierten Unterricht die zu erkennenden Gegenstände usw. „vor die Sinne der Lernenden zu stellen“ sind. Damit ist gemeint, dass die Schüler die Begriffe bzw. Zusammenhänge durch eigene Anstrengung bilden und nicht einfach „so übernehmen“.
1.3.
Weitere Aussagen zur Anschauung
Einer der bedeutendsten deutsche Philosophen,
IMMANUEL KANT (1724-1804), hat das didaktische Denken unmittelbar durch seine
grundlegenden philosophischen Untersuchungen über die menschliche und
wissenschaftliche Erkenntnis beeinflusst: Dazu nur einen kurzes Zitat von KANT
(1794):
„Gedanken
ohne Inhalte sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind“
Auch
bei HERBART spielt die Anschauung (die Wahrnehmung) eine wesentliche Rolle - so
sieht er den Lernprozess als
Apperzeptionsvorgang in vier Stufen ("Formalstufen") - ausgehend
von der Wahrnehmung (Waiter, S. 21):
1.
Konfrontation der Seele (mit ihren bisherigen Vorstellungen) mit neuen
Wahrnehmungen
2.
Herstellen einer Schnittmenge zwischen den alten Vorstellungen und den
neuen Wahrnehmungen
3.
Aufnahme der neu gewonnenen Vorstellungen in den "Besitzstand"
der Seele
4.
Verschmelzung des Wahrgenommenen mit dem Vorhandenen
Neuere Pädagogen (Paul Heimann, Gunter Otto, Wolfgang Schulz)
Auch
bei neueren didaktischen Theorien aus den 60'er Jahren erfahren
Unterrichtshilfen (Medien) eine starke Berücksichtigung, wie das abgebildete
Strukturmodell der "Berliner Didaktiker" zeigt, in dem die Medien ein
eigenständiges "Entscheidungsfeld" für die Unterrichtsplanung
darstellen. (Waiter, S. 39)
Einen
sehr breiten Ansatz zur Untersuchung von Anschauungsprozessen verfolgte in der
Psychologie des 20. Jahrhunderts die GENFER SCHULE. Bei der stark theoretisch
orientierten Richtung wurde die Entwicklung von „inneren Bildern“
beim Kind untersucht.
Bei
den Untersuchungen wurde eine Affinität der Vorstellungsbilder mit der
Wahrnehmung festgestellt. Aber folgende Aspekte wurden hier noch ergänzt (lt.
Lorenz, S.5):
-
„Die
visuellen Repräsentationen stellen ein Medium des Denkens dar, dass neben der
Sprache existiert (die sogenannte Dualismushypothese).
-
Aus
den Anschauungsbildern können Erkenntnisse abgeleitet werden; sie sind für
eine Vielzahl von Problemen das geeignete Medium, das sie bei diesen die Möglichkeiten
der Sprache übersteigen.
-
Sie
spiegeln nicht die Wirklichkeit wider, sondern das Wissen des Individuums über
die Wirklichkeit. Sie sind also keine realen Abbilder der Wirklichkeit, sondern
in ihnen ist die individuelle Kenntnis über das betreffende Objekt oder den
Sachverhalt eingefangen. mit zusätzlichem Wissen ändert sich die visuelle Repräsentation.“
Allein
aus den hier dargestellten verschiedenen Ansichten
bzw. Betrachtungsweisen zum Begriff der Anschauung und damit zum Einsatz von
Unterrichtshilfen (Veranschaulichungsmittel) ist zu erkennen, dass das Problem
des Einsatzes von geeigneten Unterrichtshilfen immer ein Problem bleiben wird,
nur dass sich diese Problematik aber in den letzten Jahren durch den
Einfluss benachbarter Disziplinen veränderte und komplexer darstellt.
2.
Einteilung von Unterrichtsmedien
Wie
auch schon aus der geschichtlichen Entwicklung (Abschnitt 1) zu sehen ist, hat
die Thematik „Anschauung“ eine lange Geschichte.
Allerdings
stand lange Zeit die didaktische Entscheidung über Medien, Lehr- und Lernmittel
im Schatten der Unterrichtsplanung, obwohl in der Theorie durchaus zahlreiche Erörterungen
über solche Mittel existierten.
Betrachten
wir die Vorbereitungsräume von Schulen, bietet sich uns eine verwirrende Fülle
von Dingen:
Tafeln
oder Projektionsfolien mit Schrift oder Zeichnung, Bilder,
Demonstrationsapparate und Schülerübungsgeräte, Modelle von Blüten,
Magnettafeln, Karten ...... .
Jedes
dieser Dinge könnte für sich beschrieben oder beurteilt werden. Zum Beispiel:
Die
Zahl der vorgeführten Lichtbilder, die Hantierbarkeit von Rechensymbolen, ästhetische
Gestaltung eines Buches, .... .
Solche
Merkmale sind im Einzelfall wichtig. Aber es bedarf schon einer Theorie, um
solche Dinge zu ordnen, ihnen einen Rang zuzuweisen.
Eine
Aussage von GLÖCKEL (S.38) beschreibt diesen Zustand unserer Meinung nach
treffend:
„Eine solche Theorie der Unterrichtsmittel blieb
eigenartigerweise lange Zeit wenig entwickelt. Dies hat wohl mit dazu
beigetragen, dass zwar die Ausstattung der Schulen immer reicher, die Mittel
technisch vollkommener, äußerlich prächtiger und auch kostspieliger wurden,
dass ihre inhaltliche Qualität, ihre Eignung als Hilfen für das Lernen sich
aber nicht im gleichen Maße verbesserte.“
In
diesem Zusammenhang blieben auch die Versuche der Klassifizierung und Benennung
der „Unterrichtsmittel“ lange Zeit unbefriedigend, obwohl man deren
Bedeutung im Unterricht schon seit
langem erkannt hatte.
Unter
den angebotenen Sammelnamen ist nach GLÖCKEL der Begriff „Unterrichtshilfe“
sehr umfassend. „Lehr- und Lernmaterial“ versteht er eher als bloßes
Verbrauchsmaterial. „Medien“ schließen dieses wieder aus. Anschauungsmittel
betreffen bei ihm nur einen Teilbereich. “Arbeitsmittel“ sind etwas ganz
Spezifisches. „Lehr- und Lernmittel“ haben bei ihm eine schulrechtliche
Bedeutung (Finanzen). Er geht davon aus, dass sie alle „Mittel“ für
bestimmte Zwecke sind und versucht sie mittels didaktischer Kategorien, die sich
aus den Funktionen der Mittel im Unterrichtsgeschehen ableiten lassen, zu
ordnen.
Funktionen der Mittel im Unterrichtsgeschehen nach GLÖCKEL
(Glöckel, S.39 ff):
-
Medien und Hilfsmittel
-
Medien als Vertreter des Unterrichtsgegenstandes
-
Medien als Denkhilfe
Für
uns als Lehrer sind seine Folgerung für den Unterricht, die unten aufgeführt
werden, von großer Bedeutung, da er wesentliche Orientierungshilfen für Lehrer
in den Vordergrund stellt.
„Jedes Medium leistet seinen eigenen, begrenzten
Beitrag zur Vermittlung des Unterrichtsgegenstandes. jedes bietet dem Lernenden
anderes und fordert andere Leistungen von ihm, keines leistet alles. Medien können
und müssen sich ergänzen.
Schon bei der
Unterrichtsvorbereitung
muß also der Lehrer Leistungsfähigkeit, Aussagekraft und Grenzen der verfügbaren
Medien prüfen, die in ihnen enthaltenen didaktischen Vorentscheidungen berücksichtigen,
die wechselseitige Ergänzungsfähigkeit und Ersetzbarkeit erwägen, ihre
didaktische Funktion und ihren didaktischen Ort festlegen und dabei seine eigene
Aufgabe nicht vergessen, jeweils das ergänzend beizutragen, was das Medium
selbst nicht leistet. Zur gegenstandsnahen Darstellung fügt er die Begriffe und
Zusammenhänge, zur abstrakt-schematischen das konkretlebendige Beispiel, zu
einer einseitigen didaktischen Tendenz die ergänzende Relativierung. ...
Zu seinen Aufgaben gehört auch die - leider oft versäumte
- Hinführung
der Schüler zum jeweiligen Medium
als einem solchen. Nur wenn sie die jeweilige Darstellungsweise des Mediums, die
in ihm enthaltene Vorstrukturierung und den Zweck seines Einsatzes im gegebenen
Moment verstehen, können sie mit ihm sinnvoll arbeiten und den größtmöglichen
Gewinn aus ihm ziehen.“
Eine
ähnliche Betrachtungsweise beschreibt PETERSSEN in seinem „Handbuch der
Unterrichtsplanung“ (S. 383). Ebenfalls ausgehend von den Funktionen von
„Medien“ gibt er folgende Unterteilung:
-
Medien sind Mittel der Repräsentation
-
Medien sind Mittel der Kommunikation
-
Medien sind Mittel der Steuerung
MICHAEL
geht von Folgendem aus:
Unterrichtshilfen dienen der Veranschaulichung von
Realität. Nach B. MICHAEL gibt es für die Nutzung der Veranschaulichung drei
didaktische Konzepte (S. 77):
1.
Veranschaulichung als Motivationshilfe,
um Lernprozesse in Gang zu setzen oder zu halten;
2.
Veranschaulichung als Erkenntnishilfe,
um Lernprozesse zu erleichtern, besseres Verstehen zu ermöglichen;
3. Veranschaulichung als Reproduktionshilfe, um Gelerntes intensiver einzuprägen und genauer wiedergeben zu können.
Diesen
drei Betrachtungsweisen ist gemeinsam, dass sie im Wesentlichen sowohl
didaktische, pädagogische als auch psychologische Aspekte einfließen lassen,
die hier aber nicht näher erläutert werden sollen, und der Lernprozess im
Vordergrund steht.
Im
Folgenden sollen nun einige Kategorisierungsversuche
bzw. Versuche einer Einteilung von Unterrichtshilfen gegeben und kurz erläutert
werden.
Eine
mögliche Einteilung der
Veranschaulichungsmittel (nach R. Keck, 1973, S. 90) zeigt folgendes Bild.
Die
Aufzählung der konkreten Veranschaulichungsmittel ist dabei nicht als vollständig
anzusehen. Wesentlich ist hier vor allem die Gruppierung. Daran erkennbar sind
aber auch Probleme der Einteilung von Unterrichtshilfen - so scheint es kaum möglich
eine wirklich scharfe Trennung zu realisieren, was durch die Zwischenstufen
(z.B. Skizze) deutlich wird. Ferner ist fraglich, ob immer die
Originalanschauung auch die beste ist (und damit auf Position 1 gehört). Auf
die Aufnahme gerade der Sprache bzw. der durch sie erreichbaren Anschauung
verzichtet KECK unbegreiflicherweise.
Aus
unserer Erfahrung heraus könnte die Sprache einen Extrapunkt III darstellen,
denn sie stellt auch für sich allein ein Veranschaulichungsmittel dar.
Zumindest ist sie in der täglichen Unterrichtspraxis von keinem der Punkte I
oder II zu trennen. Das trifft z.B. auch für den Unterpunkt „Film“ zu. Denn
den Schülern nur einen Film bzw. ein Video zu präsentieren, ist unzureichend.
Es sind Kommentare, Erklärungen oder Diskussionen dazu nötig. Oder sollte
allein die Vorführung des Videos „Schindlers Liste“ ausreichend sein?
Enthalten ist dieser Aspekt allerdings in einem weiteren, präziseren Versuch der Einteilung von Veranschaulichungsmitteln von F. HUBER.
(Peterssen,
S. 384)
Vergleicht
man den Inhalt dieses Zitats mit den Ansichten von KANT, so scheint HUBER´s
Schemata auf der erkenntnistheoretischen Einsicht KANT´s zu beruhen.
Anhand
eines weiteren Zitates von PETERSSEN (S.384) soll eine Wertung über die
Wirksamkeit des Einsatzes von Veranschaulichungsmittel (Unterrichtshilfen) eines
Wissenschaftlers wiedergegeben werden.
„Man würde HUBER falsch verstehen, wollte man aus
der Anordnung zugleich eine Rangfolge der Wirksamkeit von Mitteln herauslesen:
»Es läßt sich keine Rangfolge der Veranschaulichungsmittel aufstellen.« (S.
106) Welches Mittel jeweils größte Wirksamkeit entfalten kann, ist von der
Unterrichtssituation abhängig und kann nur bestimmt werden mit Blick auf den
gemeinten Sachverhalt, den es zu lehren und zu lernen gilt, sowie mit Blick auf
den Kenntnisstand der Schüler bezüglich dieses Sachverhaltes.“
Aber
auch dieser Versuch liefert gerade aus aktueller Sicht sicherlich Einschränkungen
und Unvollständigkeiten (z. B. Fehlen des Einsatzes des Computers, ... ).
GAGNE
hat eine Matrix zur unterrichtlichen Funktion von Medien aufgestellt.
Ausgangspunkt ist bei ihm die Tatsache, dass er die Medien als einen Teil der
schulischen Lernumwelt sieht. Ausgehend von der psychologischen
Betrachtungsweise, dass im Vorschulalter „Objekte“ selbst reizen und in dem
Kind die lernfördernden Auseinandersetzungen unmittelbar auslösen, hat es das
Schulkind nicht mehr mit „natürlichen
Objekten“ zu tun. Das ist sicherlich in starkem Maße abhängig von der
Altersstufe der Schüler und vom Unterrichtsfach. Es ist aber leider auch immer
stärker ein Merkmal unserer Zeit,
dass sich Lehrer aus unterschiedliche Gründen, oftmals aus Bequemlichkeit,
davor scheuen, einen Unterrichtsgang oder Exkursion mit ihren Schülern
durchzuführen.
Funktion | Medien | ||||||
Objekte Demonstration | Mündl. Kommunikation | Gedruckte Medien | Ruhende Bilder | Bewegte Bilder | Tonfilm | Lehrmaschinen | |
Reiz-Darbietung | Ja | begrenzt | begrenzt | Ja | Ja | Ja | Ja |
Lenkung der Aufmerksamkeit und anderer Tätigkeit |
nein | Ja | Ja | nein | nein | Ja | Ja |
Modell der erwarteten Leistung bereitstellen |
begrenzt | ja | Ja | begrenzt | begrenzt | ja | Ja |
Äußere Hilfen geben |
begrenzt | ja | Ja | begrenzt | begrenzt | Ja | Ja |
Denken steuern | nein | Ja | ja | nein | nein | Ja | Ja |
Transfer veranlassen |
begrenzt | Ja | begrenzt | begrenzt | begrenzt | begrenzt | begrenzt |
Ergebnisse überprüfen |
nein | ja | ja | nein | nein | Ja | Ja |
Rückmeldung vermitteln |
begrenzt | Ja | ja | nein | begrenzt | Ja | Ja |
Abb. 60: Unterrichtliche Funktion verschiedener Medien nach GAGNE
Alle für den Unterricht geschaffenen Mittel, die für die Schüler Lernanreize bieten, fasst GAGNE als Medien auf - von uns als Unterrichtshilfen bezeichnet. Obwohl diese Matrix recht detaillierte psychologische Aussagen über den Einsatz von Unterrichtshilfen bietet, zeigt sich unserer Meinung nach, dass die Klassifikation eine recht subjektive Betrachtungsweise darstellt.
Der
Versuch einer Einteilung der Unterrichtshilfsmittel (Medien) geht in der
Literatur sogar so weit, dass Entscheidungshilfen zur Wahl der Medien auf
allgemeiner Ebene gestellt werden, wie dies die folgende Abbildung nach Horst
Hoffbauer zeigt. Wie praxisrelevant eine solche Vorgehensweise ist, ist jedoch
sehr fraglich, da sich sehr viele Ebenen untereinander vermischen bzw. die eine
ohne die andere nicht realisierbar ist.
Diese
Darstellung hat sehr große Ähnlichkeit mit der von DALE (1969). Er versucht,
auf die Situation zurückzugehen, in der die Unterrichtshilfen ihre Funktion
haben, nämlich auf die Lernsituation im Unterricht. Für DALE gibt es zwei Pole
von „erfahrungsschaffenden Materialien“:
-
Material, das unmittelbare, zweckvolle (gemeint ist der je besondere
Lernzweck) Erfahrung schafft
-
Material in Form von verbalen Symbolen, das überaus starke abstrakte
und bloß unmittelbare Erfahrungen auslöst.
Die
Erfahrungen die zwischen diesen beiden Polen gemacht werden können stellt er
kegelförmig dar.
Abb. 62: Wirkungen der audiovisuellen Materialien in Unterrichts-/Lernsituationen nach DALE
„Dem Lehrer hilft der Kegel bei der Feststellung,
wie abstrakt die Lernsituation ist, die das von ihm vorgesehene Material
bewirken kann. Er kann daraufhin entscheiden, ob er eine solche - abstrahierende
bzw. konkretisierende - Lernsituation verwirklichen möchte, ob gerade sie in er
spezifischen unterrichtlichen Situation angebracht ist. DALE bietet dem Lehrer
eine weitere Hilfe an, indem er zuordnet, welche Art von Tätigkeit durch das
Material vorwiegend bewirkt wird, ob ein »Tun«, ein »Beobachten« oder eine
»Versinnbildlichung«.
Die
Bedeutung dieses Kegels wurde hier von PETERSSEN zusammengefasst (S. 387). Auch
in diesem Fall lässt sich die Frage nach der Praxisrelevanz einer solchen
Betrachtungsweise stellen, da zum Beispiel keine Diskussion von bestimmten
Grundlagen (Vorkenntnisse von Schülern usw.) erfolgt.
Diese
dargestellten Möglichkeiten zu Klassifizierungsversuchen zeigen schon, wie
vielseitig die Ansatzmöglichkeiten bei dieser Problematik sind. Ein generelles
Gegenüberstellen und Werten ist deshalb auch hier nicht ohne weiteres möglich.
Eines haben jedoch alle Betrachtungsweisen gemeinsam: Sie enthalten sowohl didaktische, pädagogische als auch psychologische Aspekte, mehr oder weniger stark ausgeprägt. Des weiteren steht bei allen der Lernprozess im Vordergrund und der Einsatz von Unterrichtshilfen erfährt eine recht positive, wenn auch differenzierte Einschätzung.
3.
Didaktische und psychologische Bemerkungen
Ausgehend
von der Frage nach dem Sinn des
Einsatzes von Unterrichtshilfen stößt man unweigerlich auf die Begriffe
"Motiv" und "Motivation". Basierend auf den Arbeiten von H.
HECKHAUSEN zur Motivation kann man folgende Definitionen finden:
"Motive
sind wiederkehrende Anliegen eines Menschen, entstanden durch die aktive Auseinandersetzung mit seiner Umwelt; es
sind angestrebte Zielzustände, die ihm nicht immer bewußt und im Lebenslauf
grundsätzlich veränderbar sind." (S.
145)
"Motivation
ist ein Prozeß, der durch
Situationsanreiz ein bestimmtes Motiv beim Menschen aktiviert und sein
Handeln auf die Erreichung eines Zielzustandes richtet."
(S. 145)
Bezieht
man nun diese Definitionen auf die Unterrichtspraxis, die zum großen Teil ja
auf Motivation aufbauen sollte, so wird klar, dass man die Schüler mit ihrer
Umwelt konfrontieren muss. Da Schule jedoch größtenteils im Klassenzimmer
stattfindet, muss man die Umwelt "in das Klassenzimmer holen" - und
genau hier ist ein Ansatzpunkt für den Einsatz von Unterrichtshilfen, egal in
welcher Form. (Wobei auch hinzuzufügen ist, dass der Vorgang unter günstigen
Bedingungen auch umgekehrt sein kann: aus der Umwelt das Klassenzimmer machen.)
Dies
entspricht auch allgemein und häufig formulierten "Unterrichtprinzipien"
- also fächerübergreifenden Grundsätzen und Handlungsregeln (siehe S.
212-214), z.B. den Prinzipien:
·
Veranschaulichung
- didaktische Reduzierung der Lerninhalte einerseits, doppelte "Kodierung
der Informationen" durch ansprechen möglichst vieler Sinne andererseits,
·
Handlungsorientierung
- Verwertbarkeit und Bedeutung des Lernstoffes im Alltag, Erkundungen und
Erforschung, Experimentieren.
So
wie für die Phase der Motivation lassen sich auch ähnliche Aussagen für die
weiteren Phasen im Unterricht treffen. Darauf soll an dieser Stelle aber
verzichtet werden.
„Der
Begriff „Medium“ stammt aus dem lateinischen; wörtlich übersetzt, heißt
das Wort „Mitte“ oder „Mittelpunkt“, im übertragenen Sinne dann „Öffentlichkeit“
oder „das, was allen zugänglich ist“. In der Pädagogik wird als Medium ein
Mittel oder Mittler bezeichnet, mit dessen Hilfe der Unterrichtsinhalt an die
Schüler vermittelt werden kann.“ (Meyer, S. 148)
Auf
eine Problematik, die wir auch noch nicht dargestellt haben, geht MEYER ein. Er
versucht uns anhand einer Übungsaufgabe (siehe unten) hinzuweisen, dass es
theoretisch klar sein müsste, wie der Begriff zu erklären ist. Aber in
Auswertung der Aufgabe ist zu erkennen, dass es eben nicht möglich ist, diesen
oben erklärten Begriff klar von den Begriffen „Unterrichtsinhalt“ bzw. der
„Unterrichtsmethode“ abzugrenzen. (Wer versucht, diese Aufgabe zu lösen,
wird merken, dass ein eindeutiges Ausfüllen nicht möglich ist.)
Kreuzen Sie bitte an, ob die genannten Beispiele Ihrem Verständnis nach eher als Inhalt oder eher als Medium des Unterrichts zu verstehen sind! | ||||
Beispiele: | Inhalt | Methode | Medium | keines davon |
der Barren, an dem Schüler eine Turnübung machen | ||||
die Lehrersprache, mit der der Lehrer den Unterricht steuert | ||||
das mathematische Lernspiel, das zur Wiederholung des Bruchrechnens eingesetzt wird | ||||
die Didaktischen Landkarten, die mit diesem Buch über Unterrichtsmethoden beigefügt sind | ||||
die lateinische Grammatik, mit deren Hilfe ein Cicero-Text übersetzt wird | ||||
der im Geographieunterricht eingesetzte Atlas |
Woran
liegt das? Beim Versuch diese Frage zu beantworten, stellt man fest, dass es
eben nicht objektiv vorgegeben ist, ob ein bestimmter Aspekt des Unterrichts,
eine bestimmte Tätigkeit, ein Gegenstand, ... als Medium bezeichnet werden
kann.
Aus
der Sicht der Lehrer und Schüler bzw. auf den unterschiedlichen Ebenen der
methodischen Betrachtungsweise kann unterschiedlich bestimmt werden, was Zweck,
Medium oder Methode des Unterrichtes ist. Um die Vielschichtigkeit zu zeigen,
wurde die didaktische
Landkarte “Stufen- und Phasenschemata des Unterrichts“
angefügt.
Die
Vielseitigkeit ist schon an den verschiedenen Ansätzen zu der methodischen
Gestaltung des Unterrichtsablaufes zu erkennen. Diese sollen aber hier nicht
weiter im Zusammenhang mit Unterrichtshilfen erläutert werden. Im
„Praxisband“ von H. MEYER werden dazu ausführliche Aussagen getroffen.
Schon
bei dem Absatz „Historische Ansätze“ treten Begriffe auf wie Anschauung,
Wahrnehmung... . Hier zeigt sich der Bezug zur Psychologie, besonders zu
Kognitionspsychologie. Neben Sprache, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Denken gehört
die Wahrnehmung zu den kognitiven Prozessen. Es würde den Rahmen dieser Arbeit
übersteigen, ausführliche Erklärungen über psychologische Hintergründe zur
Wahrnehmung zu diskutieren.
Allerdings
seien hier einige Textstellen zur Verfügung gestellt, die ausführlich
Besonderheiten beinhalten zum Begriff selbst, zu Prozessen
der visuellen Informationsverarbeitung, zur Wahrnehmung
von Tiefe und Oberflächen und zur objektzentrierten
Wahrnehmung (jeweils
Anderson).
Es
wurden diese Ausschnitte ausgewählt, da sie in recht engem Zusammenhang mit
unserer Thematik in der Hinsicht stehen, da hier von Objekten die Rede ist und
es sich bei unseren Unterrichtshilfen doch um „Objekte“ handelt.
In
einem Kapitel wendet sich ANDERSON der wahrnehmungsbasierten Wissensrepräsentation
zu. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist PAIVIO, in der Arbeit schon erwähnt als
herausragender Vertreter der Theorie der dualen Kodierung, die verschiedene Repräsentationen
für verbale und visuelle Informationen postuliert. Er führte viele Forschungen
zum menschlichen Gedächtnis durch. Welche Ergebnisse ergeben sich daraus,
speziell auf den Einsatz von Unterrichtshilfen?
PAIVIO
stellt fest, dass sich bildhaftes Material besser behalten läßt als verbales,
dass das Behalten von verbalem Material beträchtlich verbessert werden kann,
wenn man bildliche Vorstellungen dazu entwickelt (Vergl. Anderson, S103 ff).
Bei
Anderson
wird ein sehr interessantes Experiment von SAMA (1977) zu dieser Problematik
beschrieben. Es werden Daten aus den Forschungen von ROLAND und FRIBERG (1985)
erläutert. Als Ergebnis geht hieraus hervor, dass die beiden Arten von
Informationen (visuelle und verbale)
in verschiedenen Hirnarealen und auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet
werden und deshalb verknüpft werden sollten. Für den Einsatz von
Unterrichtshilfen bedeutet es, dass der Einsatz von diesen eine positive
Bedeutung für den Schüler hat. Interessante, ergänzende Ausführungen sind
auch bei BANYARD´s „Einführung in die Kognitionspsychologie“ (ab S. 14) zu
finden.
In
der pädagogischen als auch fachdidaktischen Literatur, die von uns verwendet
wurde, findet sich sehr häufig der Name eines der bekanntesten
Entwicklungstheoretiker wieder: JEAN PIAGET. Er vertritt eine kognitive
Entwicklungsposition. Was bedeutet das? Der wichtigste Beitrag PIAGET´s ist
sicherlich darin zu sehen, dass er versuchte die Prozesse zu beschreiben, durch
die Kinder ein Verständnis von sich selbst und ihrer Umwelt erwerben, das dem
des Erwachsenen immer ähnlicher wird (Lefrancois, S. 122). PIAGET`s System geht
u.a. auch auf Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit ein, womit der Bezug zu
unserem Thema deutlich wird, diesmal nur aus einer anderen Sichtweise, der
kognitiven Entwicklungspsychologie.
Nach
PIAGET besteht die Entwicklung im sukzessiven Erwerb der Kompetenz zum
reversiblen Umgang mit der Welt.
„Piaget beschreibt vier Hauptstadien, die Kinder
innerhalb ihrer Entwicklung durchlaufen (genauer gesagt beschreibt er Kinder in
jedem der vier verschiedenen Stadien).
1. | Sensumotorisch
|
0 bis 2 Jahre |
2. | Präoperational
(vorbegriffliches
Denken)
|
2 bis 7 Jahre |
Präkonzeptuell (anschauliches Denken) |
2 bis 4 Jahre |
|
Intuitiv | 4 bis 7 Jahre | |
3. | Konkrete Operationen | 7 bis 11 oder 12 Jahre |
4. | Formale Operationen | 11 oder 12 bis 14
oder 15 Jahre |
Jedes
Stadium kann bezüglich der hauptsächlich hervortretenden Charakteristika der
Kinder in diesem Entwicklungsstadium und in Bezug auf das Lernen, das vor dem Übergang
zum nächsten Stadium auftritt, beschrieben werden.“ (Lefrancois, S 130)
(In
anderer Literatur z.B. von August FLAMMER`s „Entwicklungstheorien“ ist von
drei Repräsentationsstufen die Rede.)
Die
einzelnen Stadien werden hier nicht näher erläutert, als Anlage ist die
Beschreibung dieser Stadien als Auszug aus LEFRANCOIS`s „Psychologie
des Lernens“ (Stadientheorie)
beigefügt. Wir haben uns aus der Vielzahl der Literatur für diese entschieden,
weil sie die Aussagen zu den einzelnen Stadien recht kurz und treffend
darstellt und weil sie Bezug nehmend auf unsere Aufgabe, die Bedeutung
von „Objekten“ an einigen praktischen Beispielen
beschreibt. Im schulfähigen Alter - ab 3. Stadium laut PIAGET- können
solche „Objekte“ dann Unterrichtshilfen sein.
So
ergibt sich auch, dass seine Position zwar hauptsächlich eine Theorie der
Entwicklung ist, aber sie auch als eine Lerntheorie dient, was sich in der
eingangs getroffenen Bemerkung zur Literatur widerspiegelt.
Von
LAFRANCOIS (S. 139) wurde der Versuch unternommen, PIAGET`s Aussagen in drei
Punkten als Lerntheorie zusammenzufassen:
1.
„Der Erwerb des Wissens ist ein allmählicher Entwicklungsprozeß, der
durch die Interaktion des Kindes mit seiner Umwelt ermöglicht wird.
2. Die Art, in der das
Kind die Welt erlebt und darstellt, ist eine Funktion seines
Entwicklungsstadiums. Dieses Stadium ist durch die zu diesem Zeitpunkt
vorhandenen Denkstrukturen definiert.
3. Reifung, Umwelt,
Gleichgewichtsstreben (Equolibrierung) und Sozialisation sind die das Lernen
formenden Kräfte.“
Der
Inhalt dieser Punkte beschreibt indirekt die positive Rolle und die Bedeutung
des Einsatzes von Unterrichtshilfen, so gehören z.B. die Unterrichtshilfen zur
„Umwelt“ des Kindes. Es ist auch daraus als ein wichtiger methodischer
Hinweis abzulesen, dass der Einsatz entsprechend des Alters erfolgen sollte.
Auch an dieser Stelle ließen sich sicher zahlreiche Gegenargumente und -beispiele finden, dennoch ist PIAGET`s bedeutender Einfluss auf Lehrpläne, Lehrmethoden usw. wohl unumstritten.
4.
Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung zum Einsatz von
Unterrichtshilfen
4.1.
Darstellung und Wertung einiger Beispiele
In
der wissenschaftlichen Literatur lassen sich recht unterschiedliche
Aussagen zu Forschungs- bzw. Untersuchungsergebnissen zum Einsatz von
Unterrichtshilfen finden. Zum einen dadurch begründet, dass die Art und Weisen
unterschiedlichen waren, wie die Untersuchungen durchgeführt wurden (Gespräche,
Test, ...), zum anderen weil die Untersuchungen zu verschiedenartigen
Fragestellungen durchgeführt wurden. Viele Untersuchungen sind so auch oft
wenig ergiebig und zum Teil auch widersprüchlich.
Eine
recht interessante Zusammenstellung von „brauchbaren“ und recht überraschenden
Ergebnissen fanden wir bei GLÖCKEL. Er hat versucht aus dem breiten Angebot,
zurückgehend bis in die 50-er Jahre, einige wenige, interessante Beispiele
auszuwählen.
Bei
der Darstellung dieser Ergebnisse ist schon eine positive bzw. negative Wertung
für den Einsatz der entsprechenden Unterrichtshilfen enthalten. Deshalb werden
die einzelnen Beispiele von uns nicht weiter erläutert.
„Mohr (1966) erhob kurzfristiges Merken und
langfristiges Behalten beim Unterricht über Strom aus der Taschenlampenbatterie
in 7./8. Klassen:
Medium | Merken nach 3 Stunden | Be |
Erklärung mit Tafelskizze | (Basiswert) | (Basiswert) |
Erklärung mit Lehrerversuch | 12% besser | 21 % besser |
Erklärung mit Schülerversuch | 25% besser | 42% besser |
Weltner/Warnkross (1969) behandelten 3 Physikthemen
(Klingel, Motor, Dämmerungsschalter) in 3 verschiedenen Klassen mit 3
verschiedenen Medien, und zwar so, daß jede Klasse jedes Thema und jedes
Medium, aber in wechselnden Kombinationen erhielt. Nach 8 Tagen erwies sich der
Unterricht mit Schülerexperimenten als mit Abstand am erfolgreichsten, gefolgt
von der Lehrerdemonstration und erst zuletzt vom informierenden Unterricht. Nach
8 Wochen war diese Tendenz noch stärker ausgeprägt. Beliebtestes Thema war in
jeder Klasse dasjenige, das mit Schülerexperimenten behandelt worden war.
Schrnidkunz (1983) wandte die Ergebnisse der
Wahrnehmungspsychologie auf den Aufbau chemischer Demonstrationsexperirnente an.
Gesetzmäßige Wahrnehmungseffekte wie Einfachheit, glatte Kurve,
Gleichartigkeit, Nähe, Symmetrie, Dynamik von links nach rechts,
Figur-Grund-Kontrast usw. vermehren die Prägnanz der Darbietung und erleichtern
Auffassung und Verarbeitung.
Auch diese Ergebnisse bestätigen die Erwartungen und
werden doch viel zu wenig beherzigt.
Lumsdaine u. a. (1958) verglichen Lernerfolge bei
Schwarzweiß- und Farbfilm, Stumm- und Tonfilm, Spiel- und Sachfilm und stellten
fest:
Farbe bewirkt nur dort bessere Ergebnisse, wo sie
eine spezifische Funktion hat (z.B. bei Flaggen, Blumen u . ä.), nicht durch
eine allgemeine Attraktivität.
Die gleichen sachlichen Informationen, einmal in
einem Sachfilm, einmal eingebettet in eine Spielhandlung, werden besser
verstanden und behalten beim Sachfilm (nach Ingenkanip 1970, 1662, 1674, 1710,
1713).
Salomon (1984) berichtet über Untersuchungen, in
denen amerikanische Schüler den gleichen Sachverhalt einmal als Fernsehfilm und
einmal als Text lernten. Die Schüler schätzten die Anstrengung beim Text höher
ein und glaubten an den höheren Lernerfolg beim Film. Tatsächlich lernten sie
mehr, insbesondere was tiefere Verarbeitung und Schlußfolgerungen anlangt, mit
dem Text. Zum einen kommt es also auf die Einstellung an:
Man setzt sich anders an das »leichte« Fernsehen
als an das »anspruchsvolle« Buch. Zum anderen darf ein Medium es dem Schüler
nicht zu leicht machen, es muß eine Aufgabe enthalten (nach Weidenmann/Krapp
1986, 505).
Glogauer (1972) bot die Geschichte eines Erlebnisses
mit einem Tier einmal als Fernsehszene, ein andermal in strenger Anlehnung an
diese Sendung als Lehrererzählung. Beide Male ließ er das Ende weg, das von
den Kindern produktiv ergänzt werden sollte. Die sowohl statistische als auch
stilistische Auswertung ergab, daß die Versuchsgruppe mit der Lehrererzählung
besser abschnitt. Ihre Phantasie wurde durch das Wort mehr angeregt als durch
das Bild.
Glogauers (1972) Effektivitätsvergleich von
anschaulichen Lernprogrammen, Schulfernsehsendungen und Hörfunksendungen, ergänzt
durch Ergebnisse anderer Forschung, ergab: Der größere Aufwand für das
Fernsehen ist nicht immer effektiv. Insbesondere schwächere Schüler haben
Schwierigkeiten, die Informationsfülle zu bewältigen, die Aufnahmekapazität
ist begrenzt. Vorbereitung und nachfolgende Aufarbeitung in Handlung und Sprache
sind entscheidend für den Lernerfolg.
Nach Thomson (1944) war bei einer Montageaufgabe das
stumme Vormachen nicht so erfolgreich wie das Vormachen unter sprachlicher
Begleitung (nach Ingenkamp 1970, 1707).
4.2. Vorteile und Probleme beim
Einsatz von Unterrichtshilfen
Oft
stoßen die Wissenschaftler, so z. B. LORENZ auf Fragen, die natürlich auch
immer wieder aktuell sind:
„Ließe sich nicht leichter und kindgemäßer
dasselbe anhand der Alltagssituation und mit den konkreten Objekten ihrer
kindlichen Lebenswelt verdeutlichen, in denen ein Problem, eine Fragestellung
auftritt, die durch eine arithmetische Operation beantwortet werden kann? Wozu
also visuelle Darstellungen mit Veranschaulichungsmaterialien, die als Modelle für
einen Sachverhalt fungieren, und nicht den Sachverhalt selbst? Was ist der
Vorteil von Modellen im Vergleich zu der entsprechenden Situation?“ (Lorenz,
S. 57)
Aus
diesen Fragen ergibt sich natürlich, dass sich bei entsprechenden
Untersuchungen eine Reihe von Vorteilen ergeben haben müssen, die den Einsatz
von Unterrichtshilfen (Modellen, wie oben begründet) befürworten. Hier seine
einige wiedergegeben, die sich vorrangig auf die Didaktik beziehen.
„-
Die Modelle repräsentieren Situationen, die selbst wieder Modelle sein können.
-
Sie erfassen im allgemeinen nicht alle Attribute der durch sie repräsentierten
Situation, sondern nur solche Eigenschaften, die bezüglich einer bestimmten
Perspektive relevant erscheinen, zum Beispiel dem arithmetischen Aspekt.
-
Modelle repräsentieren nicht nur die in der Situation verwendeten
Objekte, sondern auch die Beziehungen zwischen diesen Objekten.
Diese Beziehungen repräsentieren sie aber
nicht von sich aus, sondern der Schüler, der Modellbenutzer, muß sie durch
Handlungen aufdecken bzw. schaffen.
-
Die Modelle stehen zu den Situationen, die sie repräsentieren, in einem
systematischen
JAHNKE
und OTTO kamen zu der Erkenntnis, dass ein Modell eine simulative und
explorative Funktion besitzt und dass sich auf Grund von Weglassen
unwesentlicher Merkmale geeignete Problemlösungen finden lassen, die in den
Alltag übertragbar sind.
Bei
LORENZ wird ausgeführt:
„Für den heuristischen Wert eines visuellen
Modells in Bezug auf ein bestimmtes Problem ist es daher günstig
-
wenn die im Modell naheliegenden Handlungen zur Lösung des Problems führen,
-
wenn die Handlungen in dem Modell eine Ähnlichkeit zu jenen Handlungen
aufweisen, die in der Situation auszuführen sind und die ihnen zugeordnet
werden können,
-
wenn die Handlungen in der Situation, die zur Problemlösung führen können,
die aber nicht naheliegend sind, in naheliegende Handlungen des Modells übersetzt
werden (vgl. MALLE, 1984,76).“
Bei
diesen Aussagen wird wieder der Bezug zur Psychologie besonders deutlich.
Hervorgehoben wird, dass es sich bei Arbeiten mit Unterrichtshilfen (Modellen)
auch um geistige Operationen handelt.
„Die Fähigkeit, eine Handlung gedanklich zu
vollziehen, spiegelt die Möglichkeit wider, die Ergebnisse der gleichen äußeren
Handlung vorauszusehen. Das Problem der Bildung geistiger Handlungen ist
insofern von Bedeutung, als niemand leugnen kann, wie wichtig es ist, die Frage
zu beantworten, unter welchen Bedingungen sie sich richtig bilden, wodurch sie möglicherweise
gestört werden und wie sich solche Störungen beseitigen lassen. Oft hört man
jedoch die Meinung, die Bedeutung dieses Problems werde von zwei Seiten her
eingeengt: vom Gebiet der rein geistigen, intellektuellen Prozesse und von den
Interessen der Pädagogik oder, noch enger gesehen, der Methodik, solche
geistigen Handlungen zu vermitteln.
Diese Meinung wird teilweise schon durch die Art der
geistigen Handlung hervorgerufen, die sich gewissermaßen als gegenständliche
Handlung (mathematische Berechnung, grammatische oder historische Analyse)
offenbart, die gedanklich vollzogen wird. Der gegenständliche Inhalt der
Handlung ist natürlich kein psychologisches Problem. Betrachten wir nur diesen
Inhalt, dann gehört die Frage nach den Verfahren, mit denen sich die Fähigkeit,
die Handlung gedanklich richtig zu reproduzieren, ausbilden läßt, zur Methodik
des betreffenden Unterrichtsfaches.
Vertritt man diese Ansicht, setzt man jedoch die
geistige Handlung ihrem gegenständlichen Inhalt gleich, und das ist
offensichtlich ein Fehler. Eine reale geistige Handlung des Subjekts ist nicht
identisch mit jenem gegenständlichen Inhalt, der mit ihrer Hilfe reproduziert
werden soll. Dennoch sind die realen Bedingungen keineswegs für den Vollzug der
Handlung gleichgültig. Schon bei der einfachen Additionsaufgabe 2 + 3 = 5 muß
man die realen Umstände dieser Handlung berücksichtigen. Es gilt, zwischen dem
inneren Modell der Handlung und der Handlung selbst zu unterscheiden, die nach
diesem Modell realisiert und kontrolliert wird. Sowohl das Modell als auch der
Handlungsvollzug müssen sich im Bewußtsein des Subjekts widerspiegeln; das
Subjekt muß in den Gegenständen wesentlichen Beziehungen der Handlung und in
den Begriffen die Widerspiegelung gegenständlicher Beziehungen sehen, um sich
unter mannigfachen Bedingungen auf den Handlungsvollzug an neuem Material
richtig orientieren zu können" (GALPERIN, 1972, 33 f).“ (Lorenz,
S.58 f )
Diese
Aussagen sind nur auf einen Teil der Unterrichtshilfen beschränkt und gehen
mehr oder weniger in den mathematischen Bereich.
Als
Ergänzung seinen im Folgenden einige Punkte aufgezählt bzw. zusammengetragen,
in denen Probleme beim Einsatz von Unterrichtshilfen beschrieben werden:
·
Medien sind Abbilder der Wirklichkeit mit obigen Einschränkungen.
Daraus resultiert stets die Frage nach der Wahrheit - dem Verhältnis von
Wirklichkeit und Abbild - die Möglichkeit der Manipulation durch Medien ist
nicht auszuschließen (Beispiele aus dem Fernsehen, Videos usw.).
·
Kann der Schüler anhand des Modells/Mediums überhaupt erfassen, was er
begreifen soll, oder bleibt er an Nebensächlichkeiten hängen?
·
"Nicht Veranschaulichung
schlechthin weckt also größere Lernbereitschaft, fördert die
Erkenntnisgewinnung und beeinflußt die Aneignung, das Behalten und die
Reproduktion positiv, sondern nur eine Veranschaulichung, die den Lernzielen
entsprechend ausgewählt und eingesetzt wird." ( Michael, S. 86)
·
Als ein Problem der Veranschaulichung scheint auch das derzeitige Überangebot
an Mitteln heranzuwachsen. So wendet sich FLÜGGE mit dem "Prinzip der
Anschauung des Unvollständigen" gegen
die Wirkungen eines Überangebots an Anschauungsmitteln (Michael, S. 96).
Betrachten wir als Beispiel nur einmal das vielgepriesene Internet, durch das
der Lernende bei undifferenziertem Einsatz ein solches Überangebot erhält. Die
Frage nach der Effizienz und dem tatsächlich Verinnerlichten drängt sich hier
förmlich auf.
·
Problematisch sind auch Veranschaulichungen, wenn sie sich verselbständigen
(siehe Bsp. S. 97 - z.B. Vergleich des elektrischen Stromes mit fließendem
Wasser).
4.3.
Neuere Blickrichtungen beim Einsatz von Unterrichtshilfen
Multi-Media
Zu
den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich der Unterrichtshilfen
gehören zahlreiche Ausführungen, Untersuchungen usw. über eine besondere
Form, den Einsatz von „Multi-Media“.
Im
„Handwörterbuch
Pädagogische Psychologie“ herausgegeben von D. H. ROST findet sich
ab S.361 eine umfassende Darstellung zu diesem Thema. Folgende Teilbereiche
werden hier abgehandelt:
1. |
Begriffsbestimmung und Befunde zur Medienwirkung |
2. | Bildwirkungen beim Lernen |
3. |
Wirkungen audio-visueller Medien und Multi-Media-Nutzung durch Kinder |
4. |
Evaluation von Multi-Media |
5. |
Meta-Analysen zur Multi-Media Forschung |
6. | Integration von Befunden |
Im
ersten Absatz werden einige Aussagen zur Begriffsbestimmung, sowohl aus
informationstechnischer als auch aus psychologischer Sicht getroffen. In diesem
Zusammenhang wird auf die Ansätze von COMENIUS, PESTALOZZI und auf DALE`s Kegel
der Erfahrung Bezug genommen.
Im
zweiten Absatz werden interessante Aussagen und Untersuchungsergebnisse von
LEVIE und LENTZ zum oben genannten Thema dargestellt und interpretiert.
Besonders interessant ist hier das Modell der doppelten Kodierung von PAVIO
(1986), welches die psychologischen Zusammenhänge beschreibt (Wirkungen im
Langzeitgedächtnis).
Im
Vordergrund des dritten Artikels stehen einmal die Vorteile der Wirkung des
Fernsehens, andererseits wird hier sehr deutlich gesagt:
„
... daß selbst Schulfernsehen nicht automatisch zu leichterem oder besserem
Lernen führt: Viele Kinder nutzen Fernsehen nur zur Unterhaltung und zur
Entspannung; sie waren daher erst in der Lage aus einem Fernsehfilm Nutzen zu
ziehen, nachdem sie vom Versuchsleiter aufgefordert worden waren zu zeigen,
wieviel sie beim Fernsehen lernen könnten.
Eine Reihe folgender Untersuchungen ergab weitere
Bedingungen für den lernwirksamen Einsatz von Filmmaterial: Die
Text-Bild-Schere darf nicht zu weit auseinanderklaffen - d.h., Bild- und
Textinformationen müssen eng aufeinander bezogen sein; Filmsequenzen, die
starke Emotionen hervorrufen - etwa Bilder von Gewalt und Krankheit - haben
keine positive Lernwirkung oder interferieren mit bereits Gelerntem; ausschließlicher
Einsatz von Filmen bewirkt meist eher geringe Lerneffekte, besser ist der
Wechsel zwischen verschiedenen Präsentationsformen (Brosius & Kayer, 1991;
Brosius & Mundorf, 1990). (Rost,
S. 362)
In
ähnlicher Form werden hier auch Aussagen über den Einsatz von Videos
getroffen. Besonders für uns als Naturwissenschaftler ist die folgende Aussage
wichtig:
„Videos und Animationen in Computerprogrammen
finden speziell in naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächern
Anwendung, in denen die Wirkungsweise von teilweise komplexen, technischen
Apparaturen dargestellt wird (z.B. Mayer & Anderson, 1991; 1992; Bodendorf,
1990), physikalische Gesetzmäßigkeiten veranschaulicht werden (z.B. Rieber,
1990; 1991; Jonassen & Wang, 1994) und mathematische Probleme graphisch
aufbereitet werden (z.B. Reusser, 1993; Jacobs & Schulmeister, 1995).
(Rost, S. 362)
Aber
auch hier sollte man die Anzahl der Einsatzes wirklich genau überdenken, um
nicht ebenfalls zu dem Effekt einer „Überflutung“ bei den Schülern zu
kommen.
Bei
einer Vielzahl von Unterrichtsvideos, die den Schulen als Leihgaben der
Kreisstellen für Unterrichtsmittel angeboten
werden, tritt dieser Effekt bereits in Einzelexemplaren auf. Sie laufen über
einen zu langen Zeitraum und überschütten die Schüler mit einer Fülle von
Informationen. Ausnahmen bilden z.B. Videos, herausgegeben von der Bayer-AG, die
sich mit den Themen „Wasser - Abwasser“ beschäftigen. Hier werden die Schüler
zu Denk- bzw. Reproduktionsphasen gezwungen, indem nach einem relativ überschaubaren
Zeitraum durch Wiederholungs- und Systematisierungsfragen eine „Atempause“
eingeräumt wird. Der Einsatz dieser Videos ist aber nur sinnvoll in größerem
Zusammenhang. Das heißt: Erst theoretische Unterweisung der Schüler durch
Lehrbuch und Tafelskizzen, verbunden mit der bereits vorhandenen Erfahrungswelt
der Schüler, dann Einsatz der Videos zur Stabilisierung des Wissens und der
Erkenntnisse, anschließend praxisorientiert eine Exkursion in das Wasser- und
Abwasserwerk der Region.
Auf
ähnliche Weise wird an unserer Schule auch verfahren mit der Rechtserziehung
und der Vermittlung von Rechtskenntnissen in den zehnten Klassen. Nach dem Lesen
und Interpretieren von Textstellen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, dem
Strafgesetzbuch und der Strafprozessordnung werden Schüler in die Rolle
versetzt, selbst Richter oder Anwalt oder Staatsanwalt zu sein, Recht zu
sprechen oder Plädoyers zu halten. Eine Erweiterung erfolgt durch das Ansehen
von Videos zum Thema Recht oder durch das Zurückgreifen auf Gerichtssendungen
des Fernsehens. Den Abschluss dieses Kurses bildet jeweils der Besuch eines
Strafprozesses am Amtsgericht. Hier können dann
die Schüler ihr Wissen mit der Realität vergleichen bzw. ihr Wissen
erweitern.
So
bilden verschiedenartige Unterrichtshilfen, didaktisch-methodisch folgerichtig
gegliedert und aneinandergereiht, eine Einheit. Sie ergänzen sich
untereinander, sind vielseitig und vielschichtig, führen zu hohem Lernerfolg.
In
eindrucksvoller Art und Weise werden im fünften Absatz Forschungsergebnisse zu
unserem Thema beschrieben. An dieser Stelle sei nur eine wichtige Aussage
zitiert:
„
Eine Reihe von Studien hat gezeigt, daß nicht nur allgemein geeignete
M-Kombinationen und Instruktionsmethoden verwendet werden müssen, um positive
Lernleistungen zu erzielen (—> Instruktionspsychologie). Es ist ebenfalls
von entscheidender Bedeutung, daß MM-Programme an die individuellen Fähigkeiten,
Erfahrungen und Ansprüche der Lernenden angepaßt werden können (Barba, 1993;
Mayer & Sims, 1994). Daraus ergeben sich die Forderungen, zum einen den
Lernenden Anwendungs- und Lernstrategien für MM-Programme zu vermitteln und zum
anderen die Programme selbst soweit wie möglich an die gegebenen
Lernvoraussetzungen und die Bedingungen der Lernumgebung anzupassen.“ (Rost,
S. 363)
Diese
Aussagen ist unserer Meinung nach nicht nur auf Multi-Media anzuwenden, sondern
ist generell für den Einsatz von Unterrichtshilfen zutreffend.
Ein
weiteres Kriterium, welche den Einsatz mitbestimmt und in der älteren Literatur
kaum eine Rolle spielte, ist die Kostenfrage.
Im
letzten Absatz erfolgt eine Zusammenfassung, welche letztendlich auf folgende
Abbildung führt (Rost, S. 364):
Computerunterstütztes
Lernen
Eine
besondere Form des Arbeitens mit Multi-Media ist der Einsatz des Computers im
Unterricht. Auch hierzu findet man zahlreiche Literatur und wissenschaftliche
Ergebnisse. Beim Literaturstudium sind wir auf ein Buch gestoßen, welches
bedeutungsvolle Aussagen zum
Einsatz des Computers trifft. Der Titel des Buches lautet: „Didaktik des
computerunterstützten Lernens - Praktische Gestaltung und theoretische
Grundlagen“.
Im
ersten Teil werden „Grundfragen des computerunterstützten Lernens“
diskutiert. Für uns von Bedeutung ist das Kapitel „Lehren im Leerlauf oder
Lernen in Lernschritten? Möglichkeiten und Grenzen des computerunterstützten
Lernens aus didaktischer Sicht“, da hier in leicht verständlicher Art und
Weise die Darstellung verschiedener Seiten des Einsatzes beschrieben werden und
sowohl gleichermaßen negative und positive Effekte dargestellt werden.
Ausgangspunkt
der didaktischen Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen von CUL
(computerunterstütztes Lernen) sind die folgenden vier Thesen (Euler, S.33):
„Präsentationskomponente:
CUL besitzt besondere Möglichkeiten der Präsentation
von Lerninhalten und fördert so deren Anschaulichkeit!
Motivierungskomponente:
CUL besitzt besondere Möglichkeiten der Motivierung
und fördert so die Anregung des Lerners!
Ablaufsteuerungskomponente:
CUL besitzt besondere Möglichkeiten der
Selbststeuerung durch den Lerner und fördert so die Individualisierung des
Lernens!
Interaktionskomponente:
CUL besitzt besondere Möglichkeiten der
Dialoggestaltung und fördert so die aktive Verarbeitung der Lerninhalte!“
Auf
den weiteren
Seiten (
erfolgen dann in diesem Buch recht umfangreiche Diskussionen zu diesen einzelnen
Thesen.
Eine
sehr gelungene Darstellung ist die Gegenüberstellung der Vorteile (Möglichkeiten)
und der Grenzen zu diesen Aussagen der Thesen.
Was
bedeutet nun diese Diskussion für uns als Lehrer? Der Lehrer muss bzw. kann
selbst entscheiden, ob CUL zum Instrument (Unterrichtshilfe) oder zur Bedingung
des didaktischen Handeln wird. Des weiteren legt es in der Hand des Lehrers, wie
der methodische Weg zum Erreichen der Lernzeile mit Hilfe von CUL gegangen wird.
„Didaktisches Handeln ist dann mehr als Medienentwicklung,
es bezieht sich auf die Gestaltung eines Gesamtarrangements, innerhalb dessen
Medien einzelne didaktische Funktionen übernehmen und den Lernprozess
anreichern. .......“ (Euler, S. 44)
Ein weiterer interessanter Gesichtspunkt ist die in diesem Buch beschriebene Entwicklung von Lernsoftware (S.84-89).
Zur
Beschreibung der Problematik nur ein kurzer Ausschnitt:
„Die Darstellung soll jeweils über drei Etappen
erfolgen:
Praktische Fragestellung:
Als praktische Problemstellung wird die Entwicklung
eines Lernprogramms zum Thema „Was ist computerunterstütztes Lernen?"
eingeführt. Damit sind im wesentlichen Inhalte angesprochen, die in den
vorangegangenen Kapiteln ausführlich skizziert wurden, d. h., im Kern drückt
die Wahl der Problemstellung den Versuch aus, spezifische Lerninhalte nunmehr
nicht über das Medium Buch, sondern über den Computer zu vermitteln. Die
Auswahl dieses Themas folgt der didaktischen Überlegung, auf dem Leser bereits
bekannte Inhalte zurückzugreifen und gleichzeitig die bislang weitgehend
allgemein gehaltenen Erörterungen im folgenden vertiefen und konkretisieren zu
können. .........
Didaktische Fundamente:
Anschließend werden theoretische Ansätze eingeführt
und erläutert, die für die Beantwortung der Fragestellung hilfreich sein können.
Praktische Umsetzung:
Schließlich werden die theoretischen Fundierungen
auf die praktische Problemstellung
Bemerkenswert
an dem gesamten Artikel ist dessen Aufbau und die zugehörigen Inhalte. Es
werden ausgehend von der Aufgabenstellung (siehe oben) didaktische und kognitive
Grundlagen dargestellt und dann die praktischen und theoretischen Grundlagen
zusammengefasst, wobei hier der Schwerpunkt im didaktischen Bereich liegt. Die
kognitiven Erkenntnisse fließen hier mit ein z. B. bei der
Gestaltung von Bildschirmseiten (Visualisierung) (siehe Euler, S. 102ff).
4.4.Allgemeine
Schlussfolgerungen
Welche
Konsequenzen bzw. allgemeingültige Aussagen ergeben sich aus dem bisher
Dargestelltem? Mit den angeführten Beispielen, den diskutierten Vor- und
Nachteilen lässt sich ableiten:
-
Beurteilbar ist der Einsatz nur in Bezug auf den Gegenstand, den Schüler
und das Lernziel.
-
Technischer Mehraufwand ist „nur so“ nicht sinnvoll, da es zur
Informationsüberflutung bzw. Reizüberflutung kommen kann (weniger Erklärung -
mehr Verwirrung).
-
Wenig, gut ausgewählte Unterrichtshilfen versprechen scheinbar größeren
Lernerfolg als viele, rasch wechselnde.
(siehe
Glöckel, S.46)
Einige
andere weiterführenden Artikel sind zum Beispiel bei PETERSSEN in dem
„Handbuch der Unterrichtsplanung“ unter der Überschrift „Exkurs: Über
den Einsatz von Medien im Unterricht - Ein Beitrag zu den Bestimmungsgründen
der Medienwahl“ (S. 98 ff) zu finden. Im Abschnitt „Zur
Fragestellung“ erfolgt eine Auseinandersetzung mit der
Thematik und der Darstellung der Vorgehensweise in diesem Artikel.
In
„3
Zur Repräsentation von Unterrichtsinhalten durch Medien“ erfolgt
eine Diskussion aus geschichtlicher Sicht, es wird Bezug genommen auf DALE,
HUBER, KANT .... .
In
dem gesamten Artikel werden u.a. noch einige Gesichtspunkte bei der Medienwahl
diskutiert, auf die wir nicht näher eingegangen sind so z. B.:
„6
Zum Einfluss soziokultureller Voraussetzungen auf die Medienentscheidungen“
„7
Zum Einfluss anthropologisch-psychologischerVoraussetzungen auf
Medienentscheidungen“
Wie
schon bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl von Artikeln, Büchern ...., die
sich mit der Problematik des
Einsatzes der Unterrichtshilfen beschäftigen, auf einige wurde an
entsprechender Stelle auch hingewiesen. Auch anhand der von uns ausgewählten
Artikel wird die Bandbreite der unterschiedlichsten Betrachtungsweisen deutlich
und soll deshalb nicht weiter ausgebaut werden.
|