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Hans Glöckel "Vom Unterricht"
Ein Medium dieser Art kann dem Schüler die geistige Bewältigung des
Sachverhalts erleichtern, weil es eine geistige Vorleistung enthält, weil in
ihm die Wirklichkeit bereits im Hinblick auf den Lernenden verändert ist.
Medien sind didaktisch präpariert und machen dem Schüler den Zugang zum
Gegenstand leichter, oft erst möglich. Sie verbessern die Anschauung, vergrößern,
verkleinern, verlangsamen, beschleunigen, isolieren, vereinfachen, typisieren,
verdichten auf Wesentliches, scheiden Störendes aus, fügen Hilfreiches hinzu,
ermöglichen den Überblick. Sie intensivieren, konzentrieren, strukturieren,
perfektionieren den Sachverhalt. Sie können ihn freilich auch verflachen, vergröbern,
verniedlichen, verharmlosen, beschönigen, abwerten und so den Lernenden
manipulieren.
Grade der Gegenstandsnähe
Es gibt alle Übergänge zwischen den Polen der größtmöglichen
Gegenstandsnähe und der am weitesten gehenden gedanklichen Verarbeitung. Am
Beispiel »Kanalschleuse« soll dies verdeutlicht werden:
Der Unterrichtsgang zur wirklichen Kanalschleuse gibt zweifellos den
besten Eindruck von ihrer Größe, ihrer landschaftlichen Einbettung, dem dort
Jerrschenden Betrieb, der »Atmosphäre«, aber angesichts der Ausdehnung
moderner Schleusen schon nicht mehr den vollen Überblick und auch nicht den
ganzen Einblick in ihre Funktion mit verdeckten Sparbecken zur Verringerung des
Wasserverbrauchs usw.
Ein Farbtonfilm kann das äußere Leben und Treiben sehr real
wiedergeben, schon weniger aber die räumlichen Verhältnisse und die innere
Funktion.
Ein fotografisches Bild zeigt den gleichen Eindruck, allerdings ohne
Bewegung.
Ein gutes Künstlerbild hebt Wesentliches heraus, gibt die Gesamtatmosphäre
eindrucksvoll wieder und ist somit u. U. didaktisch besser geeignet als die
Fotografie, enthält aber mehr subjektive Momente als diese.
Ein Modell im Sandkasten gibt die räumlichen Verhältnisse besser
wieder als jedes andere Medium, die tatsächlichen Größen aber nur noch
mittels Symbolen und die Bewegungsvorgänge überhaupt nicht.
Ein dreidimensionales Funktionsmodell kann den Vorgang, das »Prinzip«
des Schleusens sehr gut klären, aber ihm fehlt die Einbettung in die konkrete
Umgebung.
Ein bewegliches Flachmodell kann den Ausgleich der Wasserhöhen sehr
deutlich machen, aber nicht mehr Bau und Funktion der Schleusentore.
Eine Tafelskizze leistet Ähnliches, löst den Vorgang aber in eine
Reihe von Einzelstadien auf, die in der Vorstellung des Lernenden zu einem
kontinuierlichen Vorgang verbunden werden müssen.
Im Symbol, z. B. dem Kartenzeichen, sind nur noch Anschauungsreste
vorhanden. Es eignet sich nur zur Bezeichnung einer schon gewonnenen, nicht zur
Gewinnung einer neuen Vorstellung.
Gesten können die anderen Medien unterstützen, reichen allein aber
nicht aus, um einen angemessenen Begriff der Kanalschleuse zu vermitteln.
Das Wort allein leistet dies ebenso wenig. Andererseits begleitet es
alle anderen Medien, keines von diesen kommt ohne es aus. Mit ihm hat es eine
eigene Bewandtnis.
Welche Darstellung der Schleuse das »beste« Medium ist, hängt also
vom Zweck ab. jedes leistet
Weitere Beispiele
Nur eine Schemazeichnung des Blutkreislaufs vermag das komplizierte
Zueinander der vier Herzkamm~rn und zwei Kreisläufe mit dem doppelten Wechsel
von venösem und arteriellem Blut deutlich zu machen. Den Blutkreislauf als
lebendiges Geschehen zeigt aber der Blick mit dem Mikroskop auf das Gewimmel der
Blutkörperchen in den Kapillaren. Beide Darstellungen sind unendlich weit
voneinander entfernt und gehören doch zum gleichen Thema, keine kann die andere
ersetzen.
c) Medien als Denkhilfen
Die Beispiele haben uns. bereits an die Grenze geführt, an der Medien
nicht eigentlich den Unterrichtsgegenstand vertreten bzw. ergänzen, weil
dieser in abstrakten Begriffen und gedanklichen Bezügen besteht. Hier sind
Medien gleichwohl und gerade deswegen wichtig, weil sie dem Denken konkrete
Anhaltspunkte geben, ihm helfen, die Vielheit der Elemente und Beziehungen
gleichzeitig im Bewußtsein präsent zu halten, damit der Zusammenhang als
solcher gedacht werden kann. Solche Denkhilfen reichen von einfachen Rechenwürfeln,
-Stäben, -plättchen, mit denen das Kind schrittweise das Verständnis des
abstrakten Zahlbegriffes gewinnt, zu komplizierten Schaubildern über
Wirkungszusammenhänge in einem Biotop oder einem geschichtlichen Ereignis.
Beurteilungskriterien sind hier nicht Gegenstandsnähe oder -ferne, sondern die
sachlich treffende Reduktion auf das Wesentliche und die Übersichtlichkeit der
Darstellung. Zugleich gilt bei diesen Medien erst recht, daß sie ohne
lebendige Vorstellungen und konkrete Beispiele leere Schemata bleiben, die ein
Verständnis oft nur vortäuschen. So kann ohne ein Strukturschaubild der
Bundesverfassung der Schüler die Zuordnung der verschiedenen Instanzen beim Weg
der Gesetzgebung kaum verstehen; es zeigt ihm aber nicht den Sinn der einzelnen
Stadien und schon gar nicht die realen politischen Einflüsse auf das
Zustandekommen eines Gesetzes.
Lehrsysteme
Zeitweise hat man große Hoffnungen in »Lehrsysteme« gesetzt. So nennt
man umfassend konzipierte Unterrichtsmittel, die den Lernprozeß über längere
Zeit ohne Hilfe des Lehrers steuern sollen. Neben umfangreichen Lernprogrammen
enthalten sie im »Medienverbund~ auch Bilder, Ton- oder Video-Cassetten,
Bilder, Versuchsmaterial u. ä. Sie haben sich aber im Schulunterricht nur
begrenzt bewährt. Ihr eigentlicher Anwendungsbereich dürfte das Selbststudium
Erwachsener in beruflicher und allgemeiner Fort- und Weiterbildung sein.
Insgesamt besteht eine Tendenz, Funktionen des Lehrers an Medien
abzugeben, Damit kann dieser von der allgemeinen Informationsvermittlung und
Lernsteuerung entlastet und für andere Aufgaben, insbesondere die individuelle
Betreuung freigesetzt werden. Mit dieser Tendenz nimmt aber auch »didaktische
Überformung« der Medien zu. Der Lehrer wird zurückgedrängt, durch das Medium
in seinen didaktischen Entscheidungen eingeschränkt. Der Lernende wird zwar
unabhängiger vom Lehrer, dafür aber um so abhängiger vom Medium, und dieses
ist ein weniger flexibler Partner als der Lehrer. Für und Wider sind also im
Einzelfall sorgfältig abzuwägen, wenn Medien den Lehrer ersetzen sollen. (Lit.
Jeziorskyj 965; Holstein 1965; Gabele 1968; Schiefele/Huber 1969; Schröder
1971; Michael 1973; Weltner 1981)
1.3.5 Hilfsmittel
Zur Bereitstellung und Präsentation der Medien bedarf es technischer
Hilfen von teils einfacher und billiger, teils komplizierter und aufwendiger
Art. Auch ihre Auswahl und ihr Einsatz unterliegen der Beurteilung durch
bestimmte, theoretisch zu klärende Kriterien.
Solche Kriterien können im engeren Sinne didaktische sein. Ein
Farbtonlaufbild, einmal vom 16mm-Film im verdunkelten Raum auf die große
Leinwand projeziert, ein andermal im halbhellen 'Zimmer auf dem kleinen
Fernsehschirm betrachtet, ist zwar in beiden Fällen dasselbe Medium.
Sichtbarkeit, Betroffensein, atmosphärischer Eindruck können aber doch
verschieden sein. Dieselben Worte, einmal aus dem Mund des Lehrers, einmal vom
Tonband, einmal aus dem Radio kommend, können durchaus verschieden »gehört«
werden. Ein Lehrtext, einmal auf dem Bildschirm flimmernd, ein andermal im
Schulbuch gelesen, bietet genau die gleichen Informationen. Ergänzende Fragen,
hier über das Tastenfeld eingetippt, dort mit der Hand aufgeschrieben, fordern
genau den gleichen Denkvorgang. Dennoch kann der Lerneffekt unterschiedlich
sein, abhängig z. B. von der Faszination durch das Gerät, der Möglichkeit
eigenen Hantierens, der Ablenkung durch äußere Effekte, dem raschen
Verschwinden. Zu einem Medium gehört auch der Situationsrahmen, in dem es präsentiert
wird.
Die Fülle und Kompliziertheit moderner Hilfsmittel haben zur Entstehung
der "Unterrichtstechnologie" als eines eigenen Lehr- und Forschungsbereiches geführt.
Von ihr muß der Lehrer jedenfalls so viel verstehen, daß er die Geräte in
ihren Einsatzmöglichkeiten beurteilen und sie auch bedienen kann.
1.3.6 Rahmenbedingungen
Nicht behandelt werden hier, obgleich sie im weiteren Sinne durchaus
Bedingungsfaktoren des Unterrichts sind, die Fragen der Produktion, Zulassung,
Auswahl und Anschaffung von Unterrichtsmitteln, die neben technischen und
inhaltlichen auch politische, rechtliche und ökonomische Probleme aufwerfen.
Nicht fehlen darf aber der Hinweis auf die gesellschaftlich-kulturellen
Rahmenbedingungen, die gekennzeichnet sind durch eine kaum kontrollierte
Herrschaft der Massenmedien, Überflutung mit Informationen aus zweiter Hand,
Verlust der Primärerfahrung, Gewöhnung, Anspruchssteigerung, Überfütterung
etc. All das hat Folgen für die Bereitschaft der Schüler, aus
Unterrichtsmedien zu lernen, und damit für die Aufgaben der Schule, Diese darf
sich keinesfalls in eine Mengen-Konkurrenz mit den Massenmedien einlassen, in
der sie hoffnungslos unterliegen würde. Ihre Chance liegt in einer
Kontrast-Konkurrenz, dem gründlichen Verweilen bei ausgewählten Medien, der
Hinführung zur Realbegegnung und -erfahrung, daneben auch in der Anleitung zum
richtigen Umgang mit außerschulischen Medien. Diese erzieherischen Aufgaben
sind Gegenstand der "Medienpädagogik" als eines Tellbereichs der
Erziehungswissenschaft, der hier nicht zu behandeln ist. Ebenfalls nicht hierher
gehört die neue »informationstechnische Grundbildung« d. h. die Einführung
in das Rechnerwesen als Gegenstand des Unterrichts. In unserem Zusammenhang
interessiert der Computer nur als Unterrichtsmittel, genauer als Hilfsmittel für
die Präsentation von (schriftlichen und bildlichen) Medien mit seinen Vorzügen
und Nachteilen. (Lit. Eyferth 1974; Boeckmann 1981; Fr. Ingenkamp 1984;
Armbruster 1984; Spanhel 1986; 1987; Issing 1987)
Kritik
Vielen solcher Untersuchungen könnte man entgegenhalten, daß sie die
Frage des Lernerfolgs und seiner Messung nicht kritisch genug reflektieren. Wenn
der Lernerfolg in sprachlicher Form erhoben wird, ist es plausibel, daß
sprachliche Präsentation ihn mehr verbessert als optische. Wenn man nur nach
sachlichen Informationen fragt, braucht man sich nicht zu wundern, daß der
Sachfilm bessere Ergebnisse bringt als der Spielfilm. Dieser könnte ja ganz
andere Effekte haben, die nur nicht gemessen wurden. Doch entsprechen die in den
Versuchen verwendeten Erfolgskriterien in der Regel denen des üblichen
Unterrichts, so daß die Ergebnisse für die Praxis durchaus relevant sein können.
Folgerungen
Aus den wenigen Beispielen und vielen weiteren Untersuchungen folgt:
Generelle
In jüngster Zeit ist dem Schulbuch in selbst verfertigten ~Arbeitsblättern~
eine Konkurrenz erwachsen. Sie können hilfreich sein. Oft sind sie aber
inhaltlich und formal weit dürftiger als Schulbücher, und es gibt Anlaß, vor
ihrer zur Mode gewordenen Überfülle und dem unbedachten Einsatz zu warnen,
zumal sie oft eher der Arbeitsersparnis oder -vermeidung als der wirklichen
Arbeit am Gegenstand dienen. (Lit. Einsiedler/Schirmer 1986; Schumann 1986;
1987)
Gestaltung und Einsatz einzelner Medien sind nicht unser Thema. Hierfür
muß auf die Spezialliteratur verwiesen werden. (Lit. Döring 1973; Kerstiens
1971; Ruprecht 1970; Dichanz/Kolb 1979; fachdidaktische Werke)
1.3.4 Medien als Vertreter des Lehrers
Arbeitsmittel
Text im Original nicht lesbar
Insbesondere in diesem Jahrhundert bemühte man sich,
estaltung von
- Es muß inhaltliche Informationen über den Lerngegei
halten;
- es muß Anweisungen zu deren Bearbeitung geben;
- es muß - und das ist unerläßlich - Selbstkontrolle durch den Schüler
ermöglichen.
Wo diese Bedingungen nicht erfüllt sind, sollte man nicht von einem »Arbeitsmittel«
Lernprogramme
Eine besondere Form des Arbeitsmittels ist das Unterrichtsprogramm oder
Lernprogramm, wie es seit den sechziger Jahren nach amerikanischem Vorbild
eingeführt und anfangs überschätzt wurde, inzwischen aber in das Gesamt der
Lernhilfen eingeordnet ist. Ein Unterrichtsprogramm führt den Lernenden in
sorgfältig überlegten Einzelschritten, die jeweils eine Information, eine
kleine Aufgabe und die sofortige Rückmeldung enthalten, so daß Schwierigkeiten
und Fehler vermieden bzw. rasch ausgeräumt werden können. Programme können »linear«,
d. h. in einer festgelegten Abfolge der Schritte zu durchlaufen sein, sie können
bei »verzweigtem« Aufbau auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der
Lernenden Rücksicht nehmen und zusätzliche Erklärungshilfen oder Abkürzungen,
Anreicherungen usw. anbieten. Mit dem Einsatz des Computers können solche
Programme sehr variabel gestaltet werden. Doch entspricht der Stand der »Software«
noch nicht überall den technischen Möglichkeiten dieses Gerätes. Gute
Programme sind vor ihrem Einsatz an einer repräsentativen Stichprobe
systematisch erprobt und solange revidiert worden, bis sie sich als brauchbar
erwiesen haben (vgl. 3.2.5a).
d) Folgerungen für den Unterricht
Jedes Medium leistet seinen eigenen, begrenzten Beitrag zur Vermittlung
des Unterrichtsgegenstandes. jedes bietet dem Lernenden anderes und fordert
andere Leistungen von ihm, keines leistet alles. Medien können und müssen sich
ergänzen.
Immer bedenkt er, daß in jedem Medium eine »didaktische Reduktion« der Wirklichkeit vorliegt, die notwendig ist, die aber diese Wirklichkeit auch verändert und daher des entsprechenden Ausgleichs bedarf (vgl. 6.3.4).
Zu seinen Aufgaben gehört auch die - leider oft versäumte -
Hinführung
der Schüler zum Jeweiligen Medium als einem solchen. Nur wenn sie die jeweilige
Darstellungsweise des Mediums, die in ihm enthaltene Vorstrukturierung und den
Zweck seines Einsatzes im gegebenen Moment verstehen, können sie mit ihm
sinnvoll arbeiten und den größtmöglichen Gewinn aus ihm ziehen.
1. 3.3 Forschungsergebnisse zum Medieneinsatz
Beispiele
Es gibt zahlreiche empirische Untersuchungen zum Einsatz von Medien.
Viele davon sind wenig ergiebig und oft widersprüchlich, da sie die Wirkung von
Text, Band, Film o. ä. als solchen feststellen und vergleichen wollen, ohne die
inhaltliche Qualität zu berücksichtigen. Es gibt aber auch solche mit
brauchbaren, z. T. überraschenden Ergebnissen. (Lit. Ingenkamp 1970;
Levie/Dickle 1973; Einsiedler 1978; Weidenmann/Krapp 1986)
Mohr (1966) erhob kurzfristiges Merken und langfristiges Behalten beim
Unterricht über Strom aus der Taschenlampenbatterie in 7./8. Klassen:
Medium | Merken nach 3 Stunden | Behalten nach 6 Wochen |
Erklärung mit Tafelskizze | (Basiswert) | (Basiswert) |
Erklärung mit Lehrerversuch | 12% besser | 21 %
besser |
Erklärung mit Schülerversuch | 25% besser | 42%
besser |
Weltner/Warnkross (1969) behandelten 3 Physikthemen (Klingel, Motor, Dämmerungsschalter)
in 3 verschiedenen Klassen mit 3 verschiedenen Medien, und zwar so, daß jede
Klasse jedes Thema und jedes Medium, aber in wechselnden Kombinationen erhielt.
Nach 8 Tagen erwies sich der Unterricht mit Schülerexperimenten als mit Abstand
am erfolgreichsten, gefolgt von der Lehrerdemonstration und erst zuletzt vom informierenden Unterricht. Nach
8 Wochen war diese Tendenz noch stärker ausgeprägt. Beliebtestes Thema war in
jeder Klasse dasjenige, das mit Schülerexperimenten behandelt worden war.
Schrnidkunz (1983) wandte die Ergebnisse der Wahrnehmungspsychologie auf
den Aufbau chemischer Demonstrationsexperirnente an. Gesetzmäßige
Wahrnehmungseffekte wie Einfachheit, glatte Kurve, Gleichartigkeit, Nähe,
Symmetrie, Dynamik von links nach rechts, Figur-Grund-Kontrast usw. vermehren die
Prägnanz der Darbietung und erleichtern Auffassung und Verarbeitung.
Auch diese Ergebnisse bestätigen die Erwartungen und werden doch viel
zu wenig beherzigt. Wollte man freilich daraus schließen, daß das "anschaulichste" Medium immer das beste sei, so würde man sich täuschen.
Lumsdaine u. a. (1958) verglichen Lernerfolge bei Schwarzweiß- und
Farbfilm, Stumm- und Tonfilm, Spiel- und Sachfilm und stellten fest:
Farbe bewirkt nur dort bessere Ergebnisse, wo sie eine spezifische
Funktion hat (Z. B. bei Flaggen, Blumen u. ä.), nicht durch eine allgemeine
Attraktivität.
Der Kommentar des (gut vorbereiteten Lehrers) zum Stummfilm ergibt
bessere Ergebnisse als der Tonfilm.
Die gleichen sachlichen Informationen, einmal in einem Sachfilm, einmal
eingebettet in eine Spielhandlung, werden besser verstanden und behalten beim
Sachfilm (nach Ingenkanip 1970, 1662, 1674, 1710, 1713).
Salomon (1984) berichtet über
Untersuchungen, in denen amerikanische
Schüler den gleichen Sachverhalt einmal als Fernsehfilm und einmal als Text
lernten. Die Schüler schätzten die Anstrengung beim Text höher ein und
glaubten an den höheren Lernerfolg beim Film. Tatsächlich lernten sie mehr,
insbesondere was tiefere Verarbeitung und Schlußfolgerungen anlangt, mit dem
Text. Zum einen kommt es also auf die Einstellung an: Man setzt sich anders an
das »leichte« Fernsehen als an das »anspruchsvolle« Buch. Zum anderen darf
ein Medium es dem .Schüler nicht zu leicht machen, es muß eine Aufgabe
enthalten (nach Weidenmann/Krapp 1986, 505).
Glogauer (,l 972 a) bot die Geschichte eines Erlebnisses mit einem Tier
einmal als Fernsehszene, ein andermal in strenger Anlehnung an diese Sendung als
Lehrererzählung. Beide Male ließ er das Ende weg, das von den Kindern
produktiv ergänzt werden sollte. Die sowohl statistische als auch stilistische
Auswertung ergab, daß die Versuchsgruppe mit der Lehrererzählung besser
abschnitt. Ihre Phantasie wurde durch das Wort mehr angeregt als durch das Bild.
Glogauers (1972) Effektivitätsvergleich von anschaulichen
Lernprogrammen, Schulfernsehsendungen und Hörfunksendungen, ergänzt durch
Ergebnisse anderer Forschung, ergab: Der größere Aufwand für das Fernsehen
ist nicht immer effektiv. Insbesondere schwächere Schüler haben
Schwierigkeiten, die Informationsfülle zu bewältigen, die Aufnahmekapazität
ist begrenzt. Vorbereitung und nachfolgende Aufarbeitung in Handlung und Sprache
sind entscheidend für den Lernerfolg.
Nach Thomson (1944) war bei einer Montageaufgabe das stumme Vormachen
nicht so erfolgreich wie das Vormachen unter sprachlicher Begleitung (nach
Ingenkamp 1970, 1707).
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