Umfrage zu Einstellungskriterien und zur Einstellungssituation von Informatiklehrkräften in der Bundesrepublik Deutschland - in Bearbeitung

Herbst 2000

Andreas Schwill - Marco Thomas
Institut für Informatik - Universität Potsdam

Überblick - Absichten

Ausgelöst durch die Greencard-Diskussion verstärkt eine Reihe von Bundesländern auch die Ausbildung in Informatik an den allgemeinbildenden Schulen. Bereits seit Jahren kann aber die Ausbildung von Lehrkräften nicht mit dem steigenden Bedarf an Informatiklehrern mithalten, so dass immer noch weitaus mehr Lehrer ihre Lehrbefähigung in kostenintensiven Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen erwerben müssen. Oft kann der Bedarf aus dem eigenen Bundesland aber auch dadurch nicht gedeckt werden.

Die Universität Potsdam ist einer der wenigen Standorte mit einem Lehramtsstudiengang Informatik. Wegen der großen Konkurrenzsituation mit dem Diplomstudiengang Informatik und den hervorragenden Aussichten in der Wirtschaft sowie den auf der anderen Seite unklaren Vorstellungen über die Einstellungschancen in den Lehrerberuf wandern mehr und mehr Lehrkräfte - oft noch nach dem 1. oder 2. Staatsexamen - in andere Berufszweige ab.

Um den vorhandenen und zukünftigen Lehramtsstudenten des Faches Informatik ihre glänzenden Zukunftsperspektiven - auch überregional - zu verdeutlichen, haben wir eine länderbezogene Datensammlung angefertigt mit Informationen über Einstellungskriterien und die aktuelle und geplante Einstellungssituation (offene Stellen, Einstellungskorridore etc.) von Informatiklehrkräften.

Datenmaterial

Angeschrieben wurden zum einen alle verantworlichen Ministerien der Bundesländer. Die Rückmeldungen liegen in der Tabelle 1 vor.
Da uns mitgeteilt wurde, daß die Ministerien oftmals nur widerwillig Informationen zu dieser Thematik herausgeben, um keine "Schleusen" für "unerwünschte Bewerber" anderer Bundesländer zu öffnen, wenden wir uns in jedem Bundesland jeweils zugleich auch an eine kompetente inoffizielle Stelle mit der Bitte, die Informationen in Erfahrung zu bringen und den Fragebogen soweit möglich auszufüllen. Diese Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgelistet.

Offizielle Informationen aus den Ministerien der Länder
Inoffizielle Informationen von befreundeten Instituten und Personen in den Ländern

Tabelle 1: Offizielle Informationen aus den Ministerien der Länder

	Baden-W.	Bayern	Bremen	Hessen	Meckl.-V.	NRW	Rheinl.-Pf.	Sachsen	Thür.
Rücklaufdatum	31.1.2001	7.12.2000	23.11.2000	1.11.2000	23.11.2000	11.1.2001	2.1.2001	21.11.2000	8.1.2001
Zugelassene Fächerkombinationen mit dem Fach Informatik	nur als 3. Fach, angesichts Bedarfssituation ist weitere Öffnung denkbar	Haupt-/Realschule/Gymnasium: nur als 3. Fach (Erweiterungsfach) berufl. Schulen: 2. Fach in Kombin. mit berufl. Fachrichtung Metalltechnik, E-Technik	bel.	an Gymnasien, Haupt- und Realschulen jedes bel. andere allgemeinbild. Fach der Stundentafel an berufl. Schulen jedes berufsbild. Fach	bel.	bel. außer Technik	bel.	1./2. Fach: Mathematik 3. Fach: bel.	bel.
Ist eine Einstellung mit einem Examen aus einem anderen Bundesland prinzipiell ohne Einschränkung möglich?	im Rahmen der Husumer Vereinbarungen der KMK möglich	Hauptschule/Gymnasium: nein, Fächerkombin. muß zugelassen sein Real-/berufl. Schule: ja	ja	Einzelfallprüfung; Anerkennung hängt auch von den anderen studierten Fächern und deren Ausbildungsinhalten ab	ja	ja	ja, im Rahmen der KMK-Vereinbarung; Einzelfallentscheidung	Einzelfallprüfung; Anerkennung wird grundsätzlich großzügig gehandhabt
Informatik wird im Land angeboten als	Gymnasium: Wahlpflicht 12-13 berufl. Schule: Wahlpflicht- oder Pflicht 10-13 je nach Fachbereich	Haupt-/Realschule: Wahl 8-10 berufl. Schule: Pflicht 8-9	Gymnasium: Wahlpflicht 11-13 Berufl. Schulen: Pflichtfach 11-13 je nach Lehrplan, Wahlpflicht 11-13	S1: verbindl. im Rahmen von ITG S1: Wahlpflicht 9-10 Gymnasium S2: GK berufl. Schulen: wg. Heterogenität des berufl. Schulwesens keine allg. Aussagen	Haupt-/Realschule: Wahlpflicht 7-10 Gesamtschule: Wahlpflicht 7-12 Gymnasium: Pflichtfach ITG 5-6, Wahlpflicht 9-13	Hauptschule: Wahlpflicht 9-10 Realschule: Wahlpflicht 8-10 Gymnasium/Gesamtschule: Wahlpflicht 9-13 Berufl. Schulen: ???	Regionale Schule (meist): Wahlpflicht 7-10, ITG Pflicht 7-10 Hauptschule: ITG Pflicht 7-10 Gesamtschule (meist): Wahlpflicht 7-10, ITG Pflicht 7-10 Gymnasium: Wahlpflicht 11-13 Berufl. Schulen: Pflicht 11-13	Mittelschule/Hauptschulgang: Pflichtfach 7-9 Mittelschule/Realschulgang: Pflichtfach 7-10 Gymnasium: Pflichtfach 7, Wahlpflicht 8-12 Berufl. Schulen: Pflicht 11-13	Regelschule: nein, aber ITG ab 7 in 28 Std. Gymnasium: ITG wie oben, Wahlpflicht 11-12 Gesamtschule: Wahlpflicht 12-13 Berufl. Schulen: Pflicht 11-13
Kann Informatik an Schulen mit gymnasialer Oberstufe prinzipiell als Leistungskurs gewählt werden?	nein	nein		ja	nein, aber im Rahmen von Schulversuchen drei Gymnasien mit LK Informatik	ja	nein		nein, nur unter folg. Vorauss.: 2 ausgeb. Lehrer Schüler haben in 9 u. 10 AG Informatik belegt Einzelgenehmigung des KM
Soll der Stellenwert der Informatik zukünftig an den Schulen erhöht werden?	ja	Hauptschule/Gymnasium: ja	ja		ja, an berufl. Schulen (Informatik ist in Lernfeldern und Fächern integriert)	ja	ja	ja
Anzahl der in 2000 realisierten Neueinstellungen von Lehrkräften mit Informatik als einem von 2 Fächern	keine Auswertung nach Fächern vorhanden	Haupt-/Realschule/Gymnasium: - berufl. Schule: keine Bewerber	Haupt-, Realschule, Gymnasium: 0 Berufl. Schule: 4	???, sehr gering	Haupt-/Realschule: 3 Gymnasium: 3 Berufl. Schule: 2	Gymnasium: 2 Berufl. Schulen: 2	Gymnasium: 2 Gesamtschule: 1 Berufl. Schule: 8	Berufl. Schule: 4	Gymnasium: 0, da keine Bewerber Berufl. Schule: 1
Anzahl der in 2000 realisierten Neueinstellungen von Lehrkräften mit Informatik als 3. Fach	keine Auswertung nach Fächern vorhanden	Hauptschule: 0 Realschule: 96 Gymnasium: 8 berufl. Schule: -	???	???	???	???	Gymnasium: 1 Gesamtschule: 1 Berufl. Schule: 1	Gymnasium: 3 Berufl. Schule: 1
Vorauss. Einstellungskorridor für Informatiklehrkräfte in den Jahren 2001 ff.	hoher Bedarf an IT-Kräften in berufl. Schulen; Sonderprogramm: 30 zus. Direkteinstellungen jährlich von Spezialisten aus Uni, FH oder Berufsakademie	Hauptschule: nicht erforderlich Realschule: 2001:120, 2002:120, 2003:100, 2004:100, 2005-2010:250 Gymnasium: weitere Informationen berufl. Schulen: 2001:15, 2002:15, 2003:20, 2004:20, 2005-2010:20	2001: 10 2002: 20 2003: 20 2004: 20 2005-2010: 50; Besoldung: BAT IIa	Einstellungschancen: gut, jedoch abh. vom Zweitfach	keine Aussagen möglich	jeweils mindestens: 2001: 50 2002: 50 2003: 50 2004: 50 2005-2010: 250 davon als S2-Lehrer wahrscheinl. >50%	keine gesicherten Zahlen, "großer Bedarf" zu erwarten	keine Aussagen möglich	keine Aussagen möglich, Bedarf ist aber durchaus vorhanden
ggf. genannte Vorschriften							Gegenseitige Anerkennung von Lehramtsprüfungen und Lehramtsbefähigungen (Beschluß der KMK v. 5.10.1990) Novellierung vom 22.10.1999	Verwaltungsvorschrift zur Einstellung der Lehramtsbewerber	Richtlinien für die Einstellung von Lehrkräften
Weitere Bem. und Hinweise		Vorauss. Einstellungskorridor für Informatiklehrkräfte an Gymnasien		Lehramtsstudiengang: seit WS1997/98 Informatikunterr. wird - abgesehen von LK - durch autodidakt. ausgebildete Lehrkräfte erteilt				Bewerber mit abgeschl. Lehramtsausbildung und Lehrbefähigung für das Fach Informatik können sich bis 1.3. des lfd. Kalenderjahres bei den zust. Regionalschulämtern bewerben	Konzept zur Vermittlung von Medienkompetenz in einem Pilotprojekt "Medienkunde"

Tabelle 2: Inoffizielle Informationen von befreundeten Instituten und Personen in den Ländern

	Bayern	Bremen	Nieders.	NRW	Rheinl.-Pf.	Sachsen.-A.
Zugelassene Fächerkombinationen mit dem Fach Informatik	nur als 3. Fach	bel.	nur als 3. Fach	bel.	bel. Kombination mit Fächern aus Fächerkatalog	nur als Drittfach
Ist eine Einstellung mit einem Examen aus einem anderen Bundesland prinzipiell ohne Einschränkung möglich?	nein	ja	ja; Fächer müssen zum Fächerkanon nieders. Schulen zählen	ja	keine Einschränkungen bekannt	???
Informatik wird im Land angeboten als	Realschulen: Wahlpflicht 8-10 Berufl. Schulen: Wahlpflicht 10-11	ITG in der S1 GK/LK in der S2 gewerbl-techn. und kaufm. Berufe in der berufl. Bildung	Haupt-/Real-/Gesamtschule/Gymnasium: Wahlpflicht 9-10 je nach Angebot der Schule Gymnasium/Gesamtschule: GK 11-13 Berufsschulen: Pflicht 11-13	Haupt-/Realschule/Gymnasium/Gesamtschule: Wahlpflicht 9-10 Gymnasium/Gesamtschule/Berufsschule: GK/LK	Realschule/Gesamtschule: im Wahlpflichtbereich Naturwiss. 9-10 Informatikanteil möglich Gymnasium: integrative ITG-Pflicht 5-10	Gymnasium: Wahlpflicht 11-13 (Abiturprüfung möglich) Sekundarschule und Gymnasium: Wahlpflicht Moderne Medienwelten (mit Informatikanteilen) 7-10
Kann Informatik an Schulen mit gymnasialer Oberstufe prinzipiell als Leistungskurs gewählt werden?				ja	nein, nur 4. Abiturfach, ohne Fachzuordnung	nein
Soll der Stellenwert der Informatik zukünftig an den Schulen erhöht werden?				ja	???	?, eher nein
Anzahl der in 2000 realisierten Neueinstellungen von Lehrkräften mit Informatik als einem von 2 Fächern	keine	???	???	Real-/Gesamtschule/Gymnasium: insgesamt ca. 10	???, aber Einstellung nur als Angestellter mit 3/4-Stelle, bei schulscharfen Ausschreibungen (ca. 50) volle Stelle	???
Anzahl der in 2000 realisierten Neueinstellungen von Lehrkräften mit Informatik als 3. Fach	Hauptschule: 0 Realschule: ca. 3 Gymnasium: ca. 10 Berufssch.: ???	??? zur Zeit werden alle Bewerber eingestellt	???	???	???	Qualifikation von 18 Gymnasiallehrern und 10 Lehrern Sekundarschule im berufsbegleitenden Studium an der Uni Magdeburg
Vorauss. Einstellungskorridor für Informatiklehrkräfte in den Jahren 2001 ff.	je nach Angebot jährlich ca. 200, davon ca. 100 für S2 oder vgl. Besoldungsgruppe	??? zur Zeit werden alle Bewerber eingestellt	wird aktuell entschieden	???	???	???
Weitere Bem. und Hinweise	weitere Informationen		z.Zt. wird die Einführung als 2. Fach bearbeitet Für den berufsb. Bereich ist eine neue Fachrichtung "Angewandte Informatik" (Arbeitstitel) geplant		<= 10 Lehramtsbewerber in den letzten Jahren, Abwanderung in die Industrie ausführliche Situationsbeschreibung

Anerkennung von Lehramtsprüfungen und -befähigungen (KMK)
Anschriften der Kultus- und Wissenschaftsministerien - *2000
Auszug aus dem Amtsblatt Rheinland-Pfalz 1
Auszug aus dem Amtsblatt Rheinland-Pfalz 2
Brandenburgisches Lehrerbildungsgesetz - 1999
Einstellung von Lehramtsbewerbern aus anderen Bundesländern in den bayerischen Schuldienst - 2000
Gegenseitige Anerkennung von Lehramtsprüfungen und Lehramtsbefähigungen - KMK-Beschluß 22.10.1999 - 1999
Hessen - Stellenausschreibung
Konzept zur Vermittlung von Medienkompetenz in einem Pilotprojekt "Medienkunde" - Thüringer Kultusministerium - 2000
Kultusminister wollen für Lehrerberuf werben - DPA - 2001
Lehramtsstudium - Informationen und Empfehlungen - MBFJ Rheinland-Pfalz - 2000 entnommen aus: www.mbfj.rlp.de
Lehrer gesucht - In Nordrhein-Westfalen sollen auch Pensionäre und Studenten unterrichten / Bedarf in Hessen ebenfalls groß - Frankfurter Allgemeine - 7.12.2000
LPO Bayern Gymnasium.gif
LPO Bayern Realschule-1.gif
LPO Bayern Realschule-2.gif
Situationsbeschreibung aus Rheinland-Pfalz - 2000

Verband Bildung und Erziehung VBE
Vorauss. Einstellungskorridor für Informatiklehrkräfte in Bayern - 2000
Weitere Stellenangebote für Lehrer

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